Andere Produktionsgesellschaft (VÖ 1, Seite 1): Ein Bee-Movie der etwas anderen Art...

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Ein amerikanischer B52-Bomber wird von einem Bienenschwarm über einer japanischen Insel zum Absturz gebracht. Die an Bord befindliche Wasserstoffbombe soll zunächst geborgen werden, ohne daß deren Existenz in der Öffentlichkeit überhaupt bekannt wird. Dabei wird jedoch eine neue und hochgiftige Bienenspezies entdeckt, die der offenbar wahnsinnigen Radikalinsektenfreundin (im Original: wegen ihrer Traumata menschenhassenden) Annabelle zur Vernichtung der Menschheit dienen soll. Als das amerikanische Militär befürchten muss, daß sie auch an die Bombe gelangen könnte, will man die Bombe zünden, auch, um gleichzeitig die gefährliche Bienenpopulation aus dem Weg zu schaffen…
Neben dem wunderbar gelungenen, vom gleichen Regisseur inszenierten „Guila, Frankensteins Teufelsei(dem wohl besten Monsterbrüller von der selten so herausragenden Toho-Konkurrenz) blieb dieser Film der einzige weitere Beitrag der Shochiku-Studios zum Genre. Zumindest im weitesten Sinne, denn nicht nur, daß dieser Film durchweg düster und geradezu apokalyptisch geraten ist, er hat auch sonst nicht viel gemein mit dem sonst üblichen und gewohnten, was uns von den japanischen Ungeheuerschmieden so präsentiert wurde. Und das in der Originalfassung sogar noch mehr als in der den deutschen Zuschauern dargebrachten. Der (Original-)Plot war dem deutschen Vermarkter wohl zu gewagt, und so änderte man ihn durch Schnitte und vor allem durch die Synchronisation (den englischen Titel übernahm man dennoch, obwohl er nun sinnbefreit wirkt). Im Original nämlich ist die Übeltäterin eine osteuropäische Überlebende eines Nazi-KZ’s, die aufgrund ihrer schrecklichen Erlebnisse beschlossen hat, die gesamte Menschheit auszurotten (womit auch der englische Titel erklärt wäre, denn Genocide heisst auf Deutsch: Völkermord- der japanische Originaltitel allerdings passt auch nicht so wirklich zum Film). Jeglicher Bezug auf Annabelle's Vergangenheit wurde in Deutschland aus dem Film genommen, und sie wurde hierzulande als menschenverachtend, in manchem Dialog eben als fanatische Umweltschützerin (und, tatsächlich, Kommunistenfreundin) dargestellt. Das nimmt dem Film jedoch seine eigentliche Bedeutung, verfälscht ihre Motivation und ist zudem auch schlicht blödsinnig- und typisch Deutsch. Man denkt sofort an die „Enterprise“-Originalfolge mit Nazibezug, die hierzulande jahrzehntelang im Giftschrank lag und nicht ausgestrahlt wurde, oder auch ähnliches Vorgehen bei anderen Filmen- Vergangenheitsbewältigung (-ausblendung) mit der Schere halt.

Es sind hier keine Monster (und keine Schauspieler in deren Ganzkörperkostümen), weder urweltliche noch ausserirdische, die für Erschrecken sorgen, sondern Bienen (die hier, und das nicht nur in der deutschen Fassung, sogar beissen, und nicht nur stechen, können), die aber im Gegensatz zu manch anderem Tierhorrorfilm nicht einmal wirklich oft auftauchen- am Anfang und zu Ende des Films tauchen sie als Schwarm am Himmel auf, ansonsten haben sie mal kurze Auftritte, wenn sie über den einen oder die andere herfallen. Dazwischen stehen die menschlichen Protagonisten im Mittelpunkt, die Bösen, wie sie handeln und die (zumeist auch nicht uneingeschränkt) Guten (vor allem die amerikanischen Militärs kommen hier nicht gut weg, ihr Anführer wird gar fast wie ein typischer Film-Nazioberst dargestellt, herrlich arrogant verkörpert von Ralph Jesser) und wie sie auf die Bedrohung reagieren. Das ist hier, im Gegensatz zum oftmaligen Overacting in den sonstigen Genrefilmen, auch, zumindest zumeist, zurückhaltend und glaubwürdig geschauspielert, herausragend dabei die Bösewichtin Annabelle (so schurkisch wie ob ihrer Vergangenheit emotional), als die Cathy Horan eine beeindruckende (interessanterweise aber schon nach einer Spielstunde durch ihre eigenen Teufelsviecher beendete) Vorstellung gibt. Eigentlich wirkt sie zu jung für ihre Vergangenheit, aber das überspielt sie gekonnt, und ist zudem trotz allem unfassbar hinreissend und sexy. Aber auch der übrige Cast weiss zu glänzen (voran Kawazo als ständig hibbeliger Insektenfänger Jozi- in Deutschland zum Georgie synchronisiert-, der lange als Urheber der Geschichte gilt, zudem er ein Techtelmechtel mit Annabelle am Laufen hat; Shindó als seine übertrieben eindimensional-treudoofe Ehefrau; und Sonoi als heldenhafter Retter in der Not). Auch manch absurde Szene, wie die mit dem (durch das Gift der Bienen) wahnsinnig gewordenen schwarzamerikanischen Soldaten Charlie (Chico Lourant, von dem man hier gern noch mehr sehen würde), der lachend, schiessend und zugleich eine Frau belästigend durch die Gegend tanzt, oder der Selbstversuch des Insektenforschers Nagumo (kleines Foto oben), der im Wahn plötzlich psychedelische Szenen vom Feinsten an sich vorüberziehen sieht, verfehlen ihre Wirkung nicht.
Die Geschichte schlägt zwar ein paar Kapriolen und ist sich immer mal wieder etwas unschlüssig, wie es nun weitergehen soll (nicht jeder Twist gelingt), der Film entgeht gegen Ende einmal sogar nur knapp einer um sich greifenden Konfusion, die wohl den deutschen Schnitten geschuldet sein muss (fängt sich aber schliesslich), doch genau das macht den Film dann auch so einzigartig und unterhaltsam. Gerade dieses hier und da auch mal gern Obskure macht ihn kurzweilig und führt zu einem flotten Erzähltempo. Alles naiv-spielerische geht hier (trotz der deutschen Bearbeitung) verloren, das ist dunkel und bedrohlich, aufgelockert wird hier nichts. Es fasziniert, wie das, was man von vielen Filmen aus Japan dieser Zeit, dieses Genres, so gewohnt ist, quasi auf den Kopf gestellt wurde. Definitiv jedoch hat man es auch hier nicht versäumt, mehr als nur unterschwellige Kritik an der atomaren Bedrohung zu üben (und das schon in der allerersten Szene), wie man es auch aus den meisten Toho-Adaptionen kennt. Die (in Ermangelung von Monsterkämpfen wenigen) Tricks sind zumeist auf dem zeitgemässen Niveau, nicht mehr, aber auch nicht weniger (nun ist ein Bienenschwarm aus der Ferne gesehen auch nicht schwer zu tricksen, sieht halt so oder so aus wie schwarz eingefärbte, fliegende Staubkörner). Man kann gut erkennen, wenn es sich um Miniaturmodelle (Flugzeuge am Himmel) handelt, aber das ist man ja gewohnt. Auch ist nicht zu übersehen, daß bei den gemeinsamen Szenen von Menschen und Insekten (gern auch ungeschickt) übergeblendet wird, um Schnitte zu verbergen. Das geht auf Kosten des realistischen Bildes, war aber damals gang und gäbe. Positiv fällt auf, daß tatsächlich Aussenaufnahmen auf einer Insel entstanden, und damit die oft unnatürliche Studiobeleuchtung umgangen wurde. Überhaupt bietet der Film tolle Kameraaufnahmen in knalligen, aber nicht aufdringlichen Farben. Die Musik ist dann aber eher so la-la stilistisch durcheinander und auffallend unpassend.


Fazit:
Ziemlich unbekannt gebliebener (nicht-
Toho) und vor allem kein typischer japanischer Monsterfilm, aber trotzdem oder gerade deshalb charmant und dem Genrefreund trotz seiner Kürzungen in D empfehlenswert.
Lediglich das Ende der deutschen Fassung ist trotz der spannenden letzten Minuten zwar berührend, aber doch etwas plötzlich-hektisch und lässt den Zuschauer leicht verwirrt zurück.



Darsteller:
Keisuke Sonoi (als Dr.Nagumo)
Yûsuke Kawazo (als Jozi Akiyama) – Deutsch: Hans-Georg Panczak*
Emi Shindô (als Yukani Akiyama, seine Frau)
Reiko Hitomi (als Dr.Junko Komuro, Militärärztin)
Cathy Horan (als Annabelle)
Chico Lourant (als Soldat Charlie)
Ralph (hier als: Rolf) Jesser (als Colonel Gordon)
u.A.
* Weitere deutsche Synchronsprecher unbekannt
Die deutsche Synchronisation lässt zu wünschen übrig, da zum einen manche Dialoge blöde und gestelzt daherkommen und zum anderen Lippensynchronizität hier oft ein Fremdwort ist; das Bild der heutigen VÖ ist leider in wenigen Seuenzen leicht „verschleiert“ und meist zu dunkel.

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