Film 21 (Seite 1): Da laust sich doch ein nicht vorhandener Affe...

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Von Links: Jet Jaguar, Godzilla, Gigan, Megalon.

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Das Unterwasservolk von Seatopia (Foto links, im Versammlungsmodus) ist verdammt mies gelaunt, denn die wiederholten Atombombenversuche der Menschen (im Film kurz auch von einigen Exemplaren unserer Spezies verbal kritisiert) und die dadurch ausgelösten Seebeben gefährden die Existenz der sehr menschenähnlichen Bewohner (da sparte man sichtlich und bewusst an Maskenkosten) vom Meeresgrund. So erwecken sie das Monster Megalon, um den Menschen mal ein bisschen Feuer unter den Hintern zu machen, und um endlich wieder ihre Ruhe zu haben. Da Megalon offensichtlich nicht so einen guten Orientierungssinn hat, überfällt man Goro Ibuki und dessen Kumpel Hiroshi Jinkawa (heute würde man die beiden in ihrem spassig-futuristischen Blinki-Blinki-Computer-Reich wohl Nerds" nennen), um den von Goro erschaffenen Roboter Jet Jaguar umzuprogrammieren und sprichwörtlich als Weg-Weiser zu missbrauchen.
Erst, nachdem sich Megalon in Tokio ausgetobt hat, kann Goro seinen Roboter zurückprogrammieren. Er schickt ihn los, den Menschenfreund Godzilla von Monster Island zu Hilfe zu holen, was auch gelingt. Doch die Seetopianer haben noch ein As im Ärmel, und rufen ihrerseits das Weltraummonster Gigan als Verstärkung für Megalon. Da muss Jet Jaguar schon zu Hochhausgrösse anwachsen und Godzilla alles geben, damit sie nicht vollends von den Bösen aufgemischt werden...


Die Guten!

War das Toho-Studio in den fünfziger Jahren der Vorreiter und in den sechziger Jahren der unbestrittene Marktführer auf dem Gebiet der Monsterfilme gewesen, so gerieten die Siebziger für das Studio sowohl kommerziell als manchesmal auch qualitätstechnisch recht durchwachsen. Mehr als einmal stand die Fortsetzung der Reihe auf der Kippe, und die Budgets wurden immer mal wieder zusammengestrichen. Zwar sind nur wenige der Filme aus dem Jahrzehnt ein richtig danebengeratener Klops, doch sind auch nur wenige durchgängige Fetzer wie in den Jahren davor dabei.
In Deutschland nutzte es da auch nichts, die reichlich seltsame Titelgebung fortzusetzen (von der noch nie wirklich klar gewesen war, ob sie tatsächlich mehr Zuschauer generierte). Statt des vielgenutzten Frankenstein kam
hier seit 1967 zum ersten Mal wieder ein „King Kong“ zu zweifelhaften Titelehren, obwohl in diesem Film kein Affe weit und breit zu sichten ist- in der deutschen Synchronisation wird Jet Jaguar von seinem Erfinder Goro unoriginellerweise King Kong getauft (was aber wenigstens den deutschen Titel halbwegs erklärt). Die Dämonen sind allerdings nur ein Monster (Megalon scheint da eher direkt aus der Hölle zu kommen, in jedem Fall aber „von weit unten“), und Gigan ist zwar aus dem All, aber warum weiss irgendwie (wie schon bei dessen erstem Auftritt im Jahr zuvor in „Frankensteins Höllenbrut“) keiner so genau. Da lobt man sich dann doch die japanischen Originaltitel. bei denen auf solch Dramatisierungen zumeist verzichtet wurde.

Sei es, wie es ist, und hat das Drehbuch besonders bezüglich der Unterwasserleutenebenhandlung und eines omnipräsenten allzu naseweisen Nerv- und stets grinsenden (Goro's Sohnemann-)Blags (alle mit heftigstem Overacting) auch so seine Mängel- allzu viel zu meckern gibt es nicht. Vor allem dann nicht, wenn man auf Vergleiche mit früheren Filmen verzichtet und das Werk einfach für sich lässt. Und vor allem auch dann nicht, wenn man auf das steht, was die Filme immer auszeichnete- das Monstergekloppe, von dem es hier sehr viel zu sehen gibt (wobei einige verwendete Szenen aus früheren Filmen diesmal sogar so gut reingeschnitten sind, daß sie im Gegensatz zu derlei Aktionen zuvor kaum auffallen, siehe „Frankensteins Höllenbrut“).

Die Bösen!

Der (warum auch immer, denn genau diese Auseinandersetzung findet nur kurz und sehr spät statt) heute auch hierzulande als „Godzilla gegen Megalon“ vermarktete Film ist (natürlich aus Kommerzgründen) im Gegensatz zum (ungeschnittenen) Vorgänger wieder kindgerecht unblutig. Und Godzilla ist der nette Kerl von nebenan, der mal eben vorbeischaut um seine Freunde, die Menschen, aus dem Schlamassel zu retten. Längst schon war er nicht mehr das furchterregende Monster aus der Frühzeit der Reihe, was hier nur knapp an der Übertreibung vorbeirutscht und zum Glück nur fast ins Lächerliche abgleitet. Regisseur Fukuda, der die Stoffe ohnehin immer eher locker sah und in Szene setzte, hätte sich insbesondere die Freundschaftsbekundungen zwischen Godzilla und Jet Jaguar sparen können, das ist glatt zuviel Handshake und „Herzlichkeit“. Warum er aber irgendwann sogar die Bösen Monster miteinander frohlockend tanzen lässt- nun ja, das bleibt sein (kurzes) Geheimnis und macht wenig Sinn, und verbreitet zudem zu viel (unfreiwillige!?) Komik.

Der beim europäischen Publikum eher als peinlich belächelte, aber in Japan sehr populär gewordene „Jet Jaguar“, der nicht von den Toho-Leuten kreiert (allerdings letzlich zum Grundentwurf doch stark verändert) worden war, sondern vom Sieger eines Fanwettbewerbs -einem Grundschüler- erfunden wurde, sollte ursprünglich seinen Solofilm, in dessen erstem Skript er zunächst gegen Godzilla, in einem weiteren dann allein gegen Megalon antreten sollte, bekommen. Dies wurde verworfen, um in dem Film mehr Monster unterzubringen, und so wurde der Roboter hier schliesslich zum Kumpel Godzillas, und verlor einige seiner geplanten Fähigkeiten, um auch ihn kindgerecht(er) zu gestalten.

Fazit:
Besonders in der zweiten Hälfte und dessen langem Finale ein (modern musikalisch untermaltes) Spektakel ganz wie in den alten Tagen der Reihe, bunt, grell, mit viel Rums und Bums und Monsterkampf, wie der Fan es liebt. Die flotte Erzählweise und selten unterbrochene Action im Stakkatoschnitt lässt die Zeit verfliegen und versöhnt den Zuschauer mit den vorhandenen Mängeln.


Auch die Tricks tragen ihren Teil zum Vergnügen bei, bis auf die fliegenden Monster (was immer schon ein „Problem“ gewesen war, diese gut rüberzubringen, egal, ob es sich um Menschen in Suitmotion oder Modelle handelte), die unschön unecht und immer nur im Kreis (an sichtbaren Fäden hängend) fliegen. Tolle Modelllandschaften, vom Staudamm bis zur Innenstadt, werden kaputtgetrampelt, da können die seltsamen Militärgeräte und ihre Bediener noch so gegenballern, und nebenbei (quasi als Premiere) gibt es auch noch gleich zwei Auto- und Motorradverfolgungsjagden, zwar insgesamt gelungen, aber auch recht lang und -atmig.

Die Familie Ibuki, der Roboter und Hiroshi in Siegesfreude!



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