Film 20 (Seite 1): Besser hier und da bei sich selbst geklaut, als schlecht neu gemacht!?

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Von links: Gigan, King Ghidorah (oben), Anguirus, Godzilla
Nachdem sein Comicverleger (Mangas waren damals bei uns noch vollkommen unbekannt, weshalb sie in der deutschen Version so auch nicht genannt wurden) mit seinen neuesten Ideen (dem „Schulaufgaben“-Monster Shukra und dem „Böse Mütter“-Monster Mamagon, die, wie seine Entwürfe zeigen, nun wirklich nicht besonders gefährlich aussehen) unzufrieden ist, landet der Zeichner Gengo Kotaka als Ideenentwickler im Monsterpark „Weltkinderland“. Recht bald merkt er, daß hier einiges seltsames vor sich geht und den Chefs nicht zu trauen ist, auch wenn diese ständig vom “Frieden“, den sie erreichen wollen, faseln. Auch verwundert es, daß die Chefs „Monster Island“, auf der die echten Monster inzwischen leben, unbedingt vernichten wollen.
Kotaka, seine Freundin Tomoko, Machiko (deren Bruder Takashi vermisst wird, seit er für den Park arbeitet) und der Althippy Shosaku kommen dem Geheimnis um das „Weltkinderland“ auf die Spur
(aufgrund in der deutschen Kinofassung fehlender Szenen war damals dieser Handlungsteil für den Zuschauer schwer nachvollziehbar- siehe Seite 2), während unzufällig gerade nun die Weltraummonster King Ghidorah und Gigan erstmal die (im Film auffällig-seltsam menschenleere) Stadt Tokio in Schutt und Asche legen (und sich dabei lange ungehindert austoben können).
Godzilla und Anguirus (der kurz vorher noch einen somit unpassenden, aber ausgedehnt gezeigten und hervorragend getricksten Amok gegen die Menschen lief) kommen den Menschen zu Hilfe, doch können sie den Planeten Erde noch retten?


Das Wahrzeichen des Vergnügungsparks und das Vorbild in echt.


Nach dem unmittelbaren Vorgängerfilm „Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster“ (der durchaus als von der Geschichte her als einer der überraschendsten Filme der Reihe gelten kann) hieß die erste und unbedingt einzuhaltende Maxime der Toho-Produktionsfirma nun umgehend (wieder) „keine Experimente mehr!“. Man wollte nur schnell und kompromisslos zurück zum Stil der erfolgreichen Sechziger Jahre-Monsterknaller. Das kann man durchaus als schade und vor allem feige von den Verantwortlichen empfinden (zumal der Vorgänger um ein Monster aus den Abfällen der Industriegesellschaft zwar kein kommerzieller Überflieger, aber eben auch kein Flop geworden war), war im Eigenverständnis des Studios aber nur logisch- die Filme sollten halt, vor allem anderen, pure und geldbringende Unterhaltung sein, und ein junges (damit breites) Publikum anziehen, das durch den Vorgänger irritiert und wohl auch teilweise überfordert worden war. Man hatte inzwischen schon genug damit zu tun, sich gegen die immer grösser werdende Konkurrenz (erheblich auch des Fernsehens) zu behaupten, da hoffte man, wieder mit Gewohntem gross zu punkten, lieferte dann aber mit der „Höllenbrut“ zumindest ein enttäuschendes Kassenergebnis ab (was bekannt ist, obwohl man bis heute die Produktionskosten verschweigt).
Daß man dann auch noch
doch, jedoch recht lari-fari, das Thema der fortschreitenden Umweltverschmutzung in den Film integrierte (siehe Spoiler, Seite 2), irritiert mehr, als daß es überzeugt oder zum Nachdenken anregt.

Die Produzenten versuchten hier deutlich an den von den Fans hoch geachteten und beeindruckenden „Frankenstein und die Monster aus dem All“ (vielleicht so etwas wie eine Quintessenz der Filmreihe und zugleich der in Phase Eins Monsterreichste) anzuknüpfen- so liess man auch den Publikumsliebling Ghidorah, den dreiköpfigen Drachen, wieder zurückkehren (der zwar im „…Monster aus dem All“-Film von Godzilla getötet worden war, doch spielte dessen Handlung in der Zukunft). Letztlich wurde dieser aber dann tatsächlich vom neu geschaffenen Gigan popularitätsmässig abgehängt- dessen Aussehen haut einen zwar nun nicht vom Sessel, aber mit seinen Klauen und der Kreissäge im Bauch kann er ganz schön Aktion veranstalten.
Insgesamt zeigt sich an diesem Film, daß vier Monster genau richtig sein können, das Zwei-gegen-Zwei-Thema hat Tempo, das rockt, und sorgt für Stimmung nonstop- auf der Leinwand ist immer was los, wenn in diesem Fall auch schon zuvor gesehenes, denn einige der Monsterkampfszenen (sozusagen das Beste der Heftigsten) wurden aus früheren Filmen hineingeschnitten (aus Spargründen). Leider nicht immer sehr sorgsam, so fällt gerade im Finale der Tag-Nacht-Wechsel während der Szenerie unangenehm auf. So kann man auch die neu gedrehten Sequenzen (so Anguirus' früher Amoklauf) aufgrund ihrer besseren Qualität davon unterscheiden.


Die drei Köpfe des King Ghidorah- Gag am Rande: jeder hat seinen individuellen Schrei drauf.
Neu im Monsterreigen: Gigan, mit Kreissäge im Bauch.
Alles in allem hat die „Höllenbrut“ (trotz der verkrampften Herangehensweise der Toho) viele Stärken und weiss gut zu unterhalten und keine Langeweile aufkommen zu lassen, auch integriert der Film gelungen neue, bis dato ungesehene Elemente. Die menschlichen Helden-Protagonisten sind selten bunt (auch gekleidet) und meist fröhlich und positiv gestimmt (trotz allem), endlich stehen mal mehr sie und auch Frauen im Vordergrund, anstatt nur ernste Wissenschaftler und Militärs; die Bösen (mal wieder, das kann man schonmal verraten, müssen Ausserirdische herhalten) sind dagegen schon durch ihr Grau in Grau und ihre Übellaunigkeit gut und schnell erkennbar.
Abgefahren wird es kurz auf der Monsterinsel, wenn sich Godzilla und Anguirus „unterhalten“, was uns Zuschauern (wie auch im japanischen Original) in Sprechblasen(!) übersetzt wird (die Amerikaner synchronisierten die „Unterhaltung“ sogar)- damals wohl
zu neu für Deutschland, daher nicht im Kino zu sehen, inzwischen aber bei neueren Veröffentlichungen mit Untertiteln eingefügt. Muss man auch erst mal drauf kommen, aber bei Regisseur Fukuda musste man ja öfters mit „Überraschungen besonderer Art“ rechnen.

Die Rahmenhandlung als solche ist recht ausführlich, aber geht absolut in Ordnung, auch wenn bei diesem Film irgendwie auffällt, daß sie so für sich steht, daß sie austauschbar wäre. Fast so eine Art Film im Film eben.
Das Set ist gut durchdacht und liebevoll gestaltet (auch, wenn man hätte mehr herausholen können aus der Park-Idee, und sie vielleicht auch hätte noch einmal später aufgreifen können- und sollen); die Miniaturbauten rundum gelungen.


Anguirus- nicht der beste der Kämpfer, aber da, wenn man ihn braucht.
Fazit:
Ein spassiges, buntes Actionwerk (das uncut wohl der „brutalste“ der Reihe ist) mit wie selten gut gespielter Rahmenhandlung und einem Best-Of-Ifukube-Soundtrack zwischen Schwungvoll und Drama. Auch etwas (wohl tatsächlich gewollte) Ironie findet ihren verdienten Platz (gelungen auch in der deutschen Sybchronisation), und so fühlt man sich am Ende mit einem wohligen Gefühl entlassen, wenn die Helden dem Menschenretter Godzilla hinterherwinken, und sich auf ein („aber nicht so baldiges, bitte“) Wiedersehen freuen.

Auch in diesem Film wieder einmal keinerlei Erklärung in der Synchronisation, was irgendein „Frankenstein“ damit zu tun beziehungsweise im (deutschen) Filmtitel verloren hat (siehe „Erläuterungen“).
 

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