Film 15 (Seite 1): Wenn der Vater mit dem Sohne...


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Im Zuge von Wetter-Experimenten (man will das Wetter kontrolliert beeinflussen, um in Zukunft auch unwirtliche Gebiete wie Wüsten für den Lebensmittelanbau nutzbar zu machen) auf der dafür ausgesuchten, abgelegenen Südseeinsel Solgell Island kommt es unter den lokalen Insekten zu Mutationen. Riesige Gottesanbeterinnen und eine Monsterspinne entstehen. Schuld daran sind die Forscher selbst, da sie (sogar mit Wissen der Vereinten Nationen) Radioaktivität (die hier, wie in fast allen Filmen der Reihe, mehr als nur angedeutet kritisiert wird) einsetzen.
Zugleich schlüpft das Baby des auf der Insel lebenden Godzilla
(der hier damit als zweigeschlechtlich und eierlegend dargestellt wird, was Roland Emmerich für seinen aufgepumpten US-Godzilla viele Jahre später wieder aufgreifen sollte) und wird von den Mutationen schon kurz danach angegriffen. Natürlich kommt Godzilla seinem, von den auf der Insel tätigen Wissenschaftlern bald "Minilla" genannten Sohn zu Hilfe. Bei den Monsterauseinandersetzungen werden die Labore der Wissenschaftler zerstört. Die Forscher erkranken zudem nach und nach an einem mysteriösen Fieber, das auch Schübe von Wahnsinn auslöst. Nur die Eingeborene Reiko weiss, wie den Wissenschaftlern geholfen werden kann...

Wie üblich (siehe bei den „Erläuterungen“) ist der deutsche Titel mal wieder Mumpitz, doch bezeichnen Professor Kusumi und Goro in der deutschen Synchronisation (und nur da) die drei Riesengottesanbeterinnen bei ihrer ersten Begegnung mit ihnen ernsthaft einfach mal so als „Frankensteins Monster“. Hier soll es also einen nicht näher bezeichneten, und schon gar nicht weiter vorkommenden, Erschaffer der Wesen geben, dabei wissen die beiden doch längst, daß das ganze Herumexperementieren daran Schuld ist.



Der Film ist etwas ganz besonderes unter den Genreproduktionen. weil er in grosser Menge etwas vorzuweisen hat, das in den meisten anderen der Filme, wenn überhaupt, eher unbeabsichtigt und nur selten daherkommt, nämlich auffallend humorvolle Sequenzen und erheiternde Szenen, jawohl, tatsächlich, trotz des Titels und trotz der Handlung. Kritiker sprachen (zumeist sogar im positiven Sinne) vereinzelt gar von „Anleihen bei Disney-Filmen“ und "Slapstickeinlagen". Die üblichen exzessiven Zerstörungsorgien in Tokio (und die dementsprechenden Modellbauten) fehlen zudem zur Gänze, und die Monsterkampfszenen geizen auffallend mit brutaleren Momenten. Auch das sonst oft „eingesetzte“ Militär und seine gerne recht sonderbaren Zukunftswaffen bleibt hier aussen vor. Einziger Handlungsort ist die Insel in der Südsee. Gedreht wurde der Film zu grossen Teilen auf der Insel Guam, was noch zusätzlich Kosten für Studiokulissen einsparte.

Die, nennen wir es einmal so, überwiegende Harmlosigkeit des Films ist in diesem Fall ohne Frage auch genauso beabsichtigt gewesen und hat dem Film zwar auch weder künstlerisch geschadet (im Gegenteil, ihm aber andererseits finanziell nicht genutzt), wurde aber in den weiteren Filmen dann doch nicht mehr in dieser Art und Weise aufgegriffen. Regisseur Fukuda, der die Filme weitaus „leichter“ nahm als sein Lehrmeister Honda (der unter anderem auch den allerersten „Godzilla“ im Jahr 1954 für die Toho, der schon dadurch marktbeherrschenden Produktionsfirma im Genre, gedreht hatte), und der immer mal wieder gerne kleine "Aufheiterungen" in seine Inszenierungen einbaute, war wohl auch deshalb gerade für diesen Film ausgesucht worden. Offensichtlich hat man bei diesem Film bewusst auf ein sehr junges (grösseres) Publikum geschielt, und liess einen Teil der sonstigen (trotz aller Naivität der Filme durchaus vorhandenen) Ernsthaftigkeit weg.

Da es aber nunmal dennoch ein in die Reihe passender Monsterfilm sein sollte und ist, und beispielsweise die deutsche FSK auch diesen Film zur Premiere nicht unter zwölf Jahren freigab (und später die ungeschnittene Fassung gar mit FSK 16 bewertete, obwohl auch diese nicht „schlimmer“ ist), konnte (auch) in Deutschland nicht wirklich die Zuschauerschicht entscheidend vergrössert werden. Insgesamt war das Einspielergebnis aus Sicht der Produzenten für die Reihe insgesamt tatsächlich nicht zufriedenstellend, und so kehrte man mit den nächsten Produktionen wieder zur alten "Linie" zurück.
Der Film bleibt jedoch als Ganzes ein etwas anderes, und durchaus, FSK hin oder her, auch für kleinere Kinder geeignetes Novum (und vielleicht für viele auch eine Art „Einstiegsfilm“).


Mutationen hier...
...Mutation da...

...da kriegen selbst die Stärksten
Muffensausen...
(Akira Kubo, Bibari Maeda)
Regisseur Fukuda ist ein durchgängig herrlich-unterhaltsamer und geradezu unbekümmerter Film gelungen, in dessen Mittelpunkt vor allem der „Kleine“ steht. Er ist weniger ein angstverbreitendes Monster als vielmehr ein zwar nicht besonders hübsches, aber doch recht niedliches und deutlich zum Babyspeck neigendes, ziemlich tolpatschiges Babyungeheuer, das wir sofort ins Herz schliessen (auch, wenn er nach kurzer Zeit immerhin etwa halb so gross wie sein Papa ist).
Köstlich, wie er vom „Grossen“ lernen soll, zu brüllen und Feuer zu speien, was ihm noch nicht so recht und schon gar nicht furchteinflössend gelingen will, und geradezu rührend, wie er die Wissenschaftler bald als seine neuen Freunde ansieht und versucht, ihnen zu helfen, wovon sich schliesslich auch Godzilla anstecken lässt.
Die
Toho ging mit diesem Film weiter den Weg, Godzilla eher als Freund der Menschen, als Beschützer und Verteidiger gegen andere Monster, zu zeigen, und nicht mehr ausschliesslich als amoklaufenden Zerstörer.
Man muss es tatsächlich so ausdrücken: dieser Film ist ganz und gar nicht gruselig geraten, sondern ist vor allem herrlich süss.
So sehr anders (und damit letztlich
noch viel naiver) als die anderen Filme dieser Art, doch dank der zwar zurückhaltend dargestellten, aber überzeugenden und wie immer klasse „choreographierten“ und getricksten Monsterkämpfe (inklusive eines sehr amüsanten Steinewerfenden Minigodzillas, der sich anders noch nicht zu verteidigen weiss und sich anschliessend dann doch schnell wieder in Papa's starke Arme flüchtet) kommt auch der „echte“ Monsterfan nicht allzu kurz. Die Monster insgesamt sind diesmal besonders toll geraten, es tut dem Film gut, nur auf  "einfach eben riesengrosse" Insekten zu setzen, statt auf irgendwelche Phantasiegestalten und Megaroboter.
Und nein, Sie vergucken sich nicht (falls es Ihnen aufgefallen ist): Während der Handlung (bei den Szenen, die im Wasser spielen) ändert sich der Godzilla-Anzug, in dem wie immer ein Schauspieler steckt, und damit das Aussehen der Riesenechse, merklich (das für die Landszenen benutzte Kostüm war auch etwas kleiner, weshalb die Szenen nicht vom gleichen Darsteller verkörpert werden konnten, siehe auch Seite 3).
Fazit:
Trotz oder sogar gerade wegen seiner Besonderheiten tatsächlich einer der besten Filme aus der Blütezeit des Genres überhaupt, der zudem noch eine grossartige Musikuntermalung und recht überzeugende menschliche Darsteller (ohne das in den Filmen der Reihe allzu oft gesehene Overacting) zu bieten hat. Die hier trotz manchen Inhalts auffallend „ernsthafte“ Herangehensweise der deutschen Synchronisation (die, wie leider nicht immer, auf scherzige Dialoge fast komplett verzichtet) tut ihr übriges.
Die neueren Veröffentlichungen sind, ohne daß es unangenehm auffällt, farblich etwas aufgefrischt, und der Ton wurde fein remastert.


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