Dieser Film hat im Prinzip alles das, was ein gelungener japanischer Monsterfilm haben muss, jedenfalls solange man nicht den Fehler begeht, sich eine gekürzte Version anzuschauen (also zuzumuten). Sowohl die europäische, als auch die amerikanische (ohnehin nur unwesentlich weniger gekürzt, aber diesmal zum Glück wenigstens ohne „eigene“ hineingebastelte US-Akteure) haben da leider immense Probleme, auch nur ansatzweise mitzuhalten. Zu viel von allem und dem wichtigsten fehlt, neben Zerstörungsszenen auch solche, die entscheidende Dialoge beinhalten. Und damit nicht genug- Dialoge an sich wurden teils Sinnentstellend und, mehr noch, durchaus auch mal Sinnverblödelnd synchronisiert.
Die Besprechung bezieht sich in diesem Fall (ausnahmsweise) auf die ungekürzte (japanische) Version (die es heutzutage zum Glück mit deutschen Untertiteln zu sehen gibt, und deren Bild- und Ton-Qualität interessanterweise auch noch die beste aller verfügbaren Versionen ist). Zwar wurden auch später (und auch schon zuvor) Toho-Filme in unseren Breiten „verändert“, doch nur selten so extrem unsäglich und Zusammenhänge zerstörend wie bei „Rodan“ (nicht einmal gehört die im deutschen Titel hervorgehobene Stadt Osaka überhaupt zu den Handlungsorten des Films).
Der erste Farbfilm der Reihe ist zugleich auch der einzige, in dem Rodan die Hauptrolle spielt, zwar wurde das Monster bei den Fans beliebt (und bis heute immer mal wieder reaktiviert, selbst bei den „Simpsons“- siehe Seite 3- tauchte es auf), doch reicht(e) das offenbar nicht, um ihm noch einmal einen eigenen Film zu gönnen- meist wurde er als Kampfgenosse Godzilla's eingesetzt.
Der Film startet ohne viel Vorgeplänkel, zunächst fast gleichzeitig an zwei Schauplätzen, die zunächst einmal, aber eben auch nur scheinbar, nichts miteinander zu tun haben (so ist der erstere Teil wohl vor allem dazu gedacht gewesen, den Film zu verlängern und weitere Monster unterzubringen. Das schadet dem gut durchdachten Plot jedoch nicht, und das, obwohl die Raupen- kleines Foto links, trotz sehr detailverliebter Kostümierung- in ihren Szenen etwas ungelenk-marionettenhaft rüberkommen).
In einer Mine kommt es zu seltsamen Todesfällen, und schliesslich werden kräftige, riesige Insektenraupen, die man Meganulons nennt, als dafür verantwortlich erkannt (Ein zunächst bereits geplanter anschliessender Solofilm mit den Rieseninsekten wurde früh gestrichen, da in den USA zeitgleich eine wahre Welle von Horrorinsektenwerken auf die Kinoleinwände kam. So sollten die Meganulons, dann quasi aufgepimpt, erst in den 2000er Jahren ein weiteres Gastrevival erleben). Der Mineningenieur Kawamura (Herausragend: Kenji Sahara in seiner ersten Toho-Hauptrolle) kann zwar offenbar die Meganulons erledigen, wird dabei jedoch von einem dadurch verursachten Erdbeben verschüttet und verliert sein Gedächtnis.
Währendessen erscheint über dem Pazifik ein fliegendes Monster (von dem man zunächst glaubt, es sei ein UFO), das von den Menschen nach seiner Identifizierung durch den Biologen Kashiwagi bald Rodan genannt wird, und zerschmettert mal so eben einen Militärjet in der Luft.
Erst, nachdem Kawamura sein Gedächtnis wieder erlangt (und Rodan unter anderem ein süsses Flitterwochenpäärchen verspeist hat), erfahren wir, daß eigentlich der frisch geschlüpfte Rodan vor den Augen Kawamuras die Meganulons aus dem Weg geräumt (in einer recht schockenden Szene ebenfalls verspeist) hat und dann loszog, seinen Schrecken zu verbreiten. Und der geht gerade erst richtig los, selbst das Militär stösst an seine Grenzen. Dem nicht genug- eine zweite Flugechse taucht auf und die beiden legen mit Leichtigkeit ganze Städte in Schutt und Asche...
Das Ei, aus dem das Grauen schlüpft, und der entsetzte Kenji Sahara. |
Die (unmittelbare, also direkte) Fortsetzung zum Toho-Megawelterfolg „Godzilla“ („Godzilla kehrt zurück“, 1955) hatte im Vergleich zum Vorgänger in punkto Einspiel und Reaktion zwar tatsächlich eher zu wünschen übrig gelassen (hauptsächliche Monster gegen Monster-Auseinandersetzungen schienen noch nicht angesagt zu sein), doch stand für die Toho fest, das von ihr neu ins Leben gerufene Kaiju-(Monsterfilm-)Genre weiter zu bedienen. Godzilla aber legte man erst einmal auf Eis, und versuchte es mit einem neuen Monster- Rodan (warum der auf vielen Plakaten/Aushangfotos von grüner statt wie im Film brauner Farbe ist, bleibt ein Geheimnis der Verantwortlichen).
Ebenso wie Godzilla hat auch der eine reale „Vorlage“ in Form eines Pteranodon (Kurzschwanzflugsaurier), nur in besonders Gross und Menschenfressend, doch ist er (in diesem Film) nicht, wie Godzilla, aufgrund von Atombombenversuchen mutiert, sondern ein „Überbleibsel“ aus der Vergangenheit (bei dessen „Geburt“ wir hier anwesend sein können). Eine „natürliche“ Bedrohung also (symbolisch für die zahlreichen Naturkatastrophen, denen Japan ausgesetzt war und ist), der allein mit seinen Flügelschlägen Stürme und Flutwellen auslösen und damit grossflächig und heftig alles zerstören kann.
Obwohl es fast eine Stunde dauert, bis wir das „neue“ Monster in voller „Pracht“ erleben dürfen (vorher sind es nur kleine, aber doch schon eindrucksvolle Schemen und Schatten, die uns gegönnt werden), und obwohl (oder sogar gerade weil) der Film in manchen Sequenzen erscheint, als habe man „Godzilla“ mit neuem Hauptdarstellermonster remaked (besonders in den ebenfalls semidokumentarisch gehaltenen, weil teils auch noch kommentierten Szenen mit dem tapfer, aber zunächst erfolglos kämpfenden Militärs), überzeugt der Film zumeist (nur um es nochmal deutlich zu machen: in der Originalversion).
Der Film geht insgesamt düster und ernsthaft, aber flott voran, und hält sich wenig mit den menschlichen Protagonisten auf. Er beschränkt deren Teilhabe am Film auf das notwendigste,womit die mit Ausnahme Saharas eher unauffälligen darstellerischen Leistungen nicht ins Gewicht fallen. Yumi Shirakawa ist die wohl überflüssigste, auch weil auffallend langweiligste weibliche Darstellerin der gesamten ersten Phase (und sollte im Genre auch nie wieder auftauchen), und Akihiko Hirata und Akio Kobori haben trotz ihrer Fähigkeiten (diesmal) gar keine Chance, aufzufallen oder gar zu glänzen- zu unwichtig für den Plot und nur eben einfach so dabei sind ihre Rollen.
Das Monster kann in den Fliegeszenen nicht ganz so überzeugen wie am Boden, was auch fortan in den Filmen der Reihe (und beim stets angewendeten und von der Toho stets genutzten System der Suitmation) immer wieder auffallen sollte- es ist eben schwer, Personen in Ganzkörperkostümen glaubhaft fliegen zu lassen, beziehungsweise sieht man den (logischerweise kleineren) Spezialmodellen so gut wie immer an, daß es dann jeweils nicht mehr das gleiche Monster-“Modell“ ist (von den viel zu oft sichtbaren Fäden, an denen gehangen wird, mal ganz abgesehen).
An und für sich ist Rodan aber ein gruseliges und eindrucksvolles Ungeheuer, bei aller Monstrosität und Destruktion mit einer speziellen Form von elegantem Design, man schaut ihm (und seinem Zwilling, der sich als Weibchen entpuppt) gerne zu, egal, was auch angerichtet wird, und so solls ja bekanntlich im Genre sein.
Fazit:
In Farbe und in bunt und ganz im wunderbaren, noch leicht Oldschool-„Godzilla“-Geiste, auf die Punkte inszeniert, knackig geschnitten und mit bombastischen Klängen unterlegt..
Kleiner Nachteil: Durch die recht grellen Farben und die im Vergleich zu den Vorgängern häufigeren Szenen im Hellen zieht man zwar den Hut vor den (aufwendig erstellten und klasse fotografierten) Miniatureffekten, gleichzeitig jedoch fallen sie auch ein bisschen mehr als solche auf (Regisseur Honda hatte gerade im ersten Film das meiste an Zerstörung in die Nacht gelegt, und somit viel „verstecken“ können). Doch Toho war noch nicht am Ende des Möglichen angelangt, und so einiges sollte noch folgen und noch besser werden.
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