Film 16 (Seite 1): Der Grossangriff der Monstermassen...

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Im zur Entstehungszeit des Films in der Zukunft liegenden Japan des Jahres 1999 (im Original übrigens 1994):
Godzilla und viele andere Monster sind auf einer von Wissenschaftlern unter der Führung von Dr.Otani aus einem unterirdischen Zentrum heraus überwachten Insel
( Monsterland genannt, nicht zu verwechseln mit Monster Island) gefangen und unter Bewachung und Erforschung. Ein aufwendiges Sicherheitssystem aus elektrischen Sperrvorrichtungen soll dafür sorgen, daß die Monster den Menschen nicht mehr gefährlich werden können.
Einer ausserirdischen Zivilisation vom Planeten Kilaak, angeführt von und nur bestehend aus Frauen (allesamt sehr hübsch-
zumindest in ihrer dem Menschen gezeigten Gestalt, siehe kleines Foto oben) gelingt es, die Monster mittels implantierter Transmitter unter ihre Kontrolle zu bringen und nach einem herbeigeführten Stromausfall auf der Insel ferngesteuert auf die Menschheit loszulassen. In den Metropolen der ganzen Welt richten die Monster Zerstörungen an (so macht sich Godzilla über New York her, Rodan über Moskau, der Gorosaurus - nicht, wie auf Plakaten angekündigt, Baragon- über Paris, und Mothra's Larve über Peking... nur Tokio bleibt zunächst verschont, da die Kilaak davon ablenken wollen, daß sie in Japan ihr irdisches Hauptquartier errichtet haben), und es wird schnell klar, daß die Invasoren auf diesem Wege versuchen, die Erde zu schwächen und schliesslich zu beherrschen.
Erst spät gelingt es einigen Astronauten, darunter Captain Yamabe, die Kommandozentrale der Ausserirdischen auf dem Mond zu zerstören, doch stellt sich nun die Frage, wie sich die Monster weiter verhalten werden, jetzt, wo sie endgültig frei sind…


Die beiden von Jun Fukuda zuvor inszenierten Toho-Filme, "Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer" und "Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn", hatten einiges an frischem Wind und einige mehr als bemerkenswerte Neuerungen und überwiegend originelle Ideen (vor allem auch mehr als nur einen Hauch Ironie und geradezu Spass) in die Reihe gebracht, und waren kommerziell letztendlich auch gut gelaufen, aber dennoch wohl hinter den Erwartungen der Produzenten geblieben.
So holte die
Toho den Regisseur (auch) des ersten „Godzilla“-Films von 1954, Ishiro Honda, erneut an seine häufige Wirkungsstätte zurück, der allgemein dafür bekannt war, vorzugsweise „ernst(er)“ an die (ohne Frage, so oder so naiven) Stoffe heranzugehen, und der den Film dementsprechend nach dem „alten Muster“ („Zurück zu den Wurzeln“ sozusagen) inszenieren sollte. Das durfte er diesmal auch ohne grosse Einflussnahme durch die Produzenten (im Gegensatz zu seiner Arbeit an "King Kong-Frankensteins Sohn" im Vorjahr), worauf er auch ausdrücklich bestanden hatte.
So sucht man hier denn auch vergebens nach der (vor allem von Fukuda immer wieder gern genutzten) Leichtigkeit in der Handlung, doch nachteilig wirkt sich das in diesem Film nicht aus. Von der ersten bis zur letzten Minute geht es hier voll zur Sache, und der kräftige Schuss Science Ficition tut dem Film zusätzlich sehr gut. Er sorgt für einen fantasievollen Genremix in einer knallbunten und (für Kinder vielleicht eher
zu) aufgedreht-knalligen Kinowelt, in der wieder zerstört wird, daß es eine wahre Zuschauerfreude ist.
Und selbst die Riesenraupe Mothra darf es diesmal
alleine krachen lassen, und der Zuschauer bleibt von den sie sonst bis dato immer begleitenden singenden „Mini-Prinzessinnen“ verschont (die wohl der schlimmste Sidekick der gesamten Reihe sind).


Living on an Island... noch!
So gut wie alle bis dahin bereits bekannten Monster aus der Filmreihe haben ihre Auftritte (manche allerdings recht kurz, quasi nur als „Mitgefangene“ auf der Insel)- mit insgesamt elf mutierten Riesendingern (ein „Feuerdrachen“ der Ausserirdischen hat dazu noch einen kleinen Auftritt zum Ende des Films hin, entpuppt sich dann jedoch als fliegende Untertasse im Monsterdesign) haben wir es in diesem Film zu tun, und damit mit mehr, als in jedem anderen Film zumindest der ersten „Phase“ der Filmreihe. Erst 2004 in einer der eher überproduzierten, und doch meist schwachen Neuauflagen („Godzilla:Final Wars“) sollten die Menschen von mehr Wesen in einem Film terrorisiert werden. Das „Grossaufgebot“ lässt sich vor allem damit erklären, daß die Toho-Studios den Film damals ursprünglich tatsächlich als letzten der Filmreihe vorgesehen hatten, da wollte man zum Abschied klotzen und nicht kleckern, und obwohl bis dato eher die „Ein Monster gegen eines oder wenige“-Filme die besseren gewesen waren, gelang dieses Experiment hier. Einen Hinweis auf die Monsterfilmmüdigkeit des Studios präsentiert schliesslich auch das Filmende, das nicht, wie zumeist sonst in der Reihe, eine Fortsetzung auf der Hand liegen hat- es sieht diesmal eher nach dem „Rückzug in die (wohlverdiente?) Rente“ der gesamten Monsterbrigade aus.

Auch Godzillas Sohn hat in diesem Film einen weiteren von seinen drei "echten" Auftritten in der Reihe, ist hier jedoch weniger süss und tollpatschig als in "...jagen Godzillas Sohn", dafür aber um einiges fieser (und auch, obwohl zumeist lieber im Hintergrund verbleibend, stärker) als in seinem „Solofilm“-Auftritt im Jahr zuvor.
Wirklich
aus dem All
allerdings ist nur und höchstens eines der Monster (der „Feuerdrachen“ der Ausserirdischen, der aber...
siehe oben)- der (deutsche) Titel soll sich hier wohl vielmehr vor allem darauf beziehen, daß die Monster anfangs von den Kilaak quasi „aus dem All“ gesteuert werden (oder, und das würde bei der Titelvergabepraxis der deutschen Verleiher auch nicht verwundern, man hat sich gar keine Gedanken gemacht und nur etwas „griffiges“ genommen, um den Science Fiction-Touch des Films zu betonen).

Obwohl der Film kommerziell zwar nicht unbedingt enttäuschte, aber auch kein neuer Megaseller wurde, setzte man schliesslich die Filmreihe danach dann doch auch weiter fort, und kam auch später immer mal wieder erneut mit den offenbar erfolgversprechenden Science Fiction-Elementen „um die Ecke“.
Allen Spass raus, bei Action und Kaputtmachen noch einen Batzen drauflegen, das ist hier die Devise. Man kann durchaus geteilter Meinung sein, und den Film an vielen Stellen zu
verbissen-ernsthaft nennen, letztlich aber kann man die Filme Hondas nicht unbedingt mit denen Fukudas (zumindest den vorhergegangenen) vergleichen, beides hat eben seinen Reiz und hatte offenbar auch sein Publikum und seine Zeit.
Heraus kam diesmal jedenfalls ein durch und durch gelungenes und kurzweiliges Filmvergnügen. Die Handlung ist wie die Dialoge zwar (wie so oft in der Reihe) eher zweitrangig, doch die „Einführung“ eines zusätzlichen und sehr gefährlichen Gegners der Menschen, diesen zudem technologisch überlegen, war ein grossartiger Einfall der Drehbuchautoren.
Die Tricktechnik ist erneut auf hohem Niveau und man erkennt, wie das Studio daran gearbeitet haben muss, diese weiter auszubauen und weiter zu verfeinern. Natürlich fehlt der damaligen Handarbeit die fehlerfreie Perfektion heutiger computergenerierter Tricks, dafür aber ist das, obwohl man die Miniaturmodelle oft als solche erkennen kann, weitaus charmanter, und geradezu ehrlicher.

Toho-Hauskomponist Akira Ifukube war auf seinem schöpferischen Höhepunkt (die Musik dürfte die eindringlichste und wohl auch beste der Filmreihe sein), jedem der Monster ist sein eigenes musikalisches Leitmotiv gewidmet, eines bombastischer als das andere, und dem Liebhaber von Filmmusiken kann man diesen Soundtrack nur ans Herz legen- allerdings wohl eher nicht für die „ruhigen“ Momente im Leben.

Fazit:
Eine Art (erneuter) Wendepunkt in der Reihe, und die vollkommene Abkehr von „komischen“ Einlagen. So sehr man letztere auch mögen kann (und einige Filme beweisen, daß sie funktionieren können)- auch so wie in diesem Film lieben wir die Monster doch alle, vor allem, wenn sie (und Menschen in deren Ganzkörperkostümen) dann auch noch so zahlreich in aller Pracht präsentiert werden und kaputtmachen dürfen.



Den heutigen (insgesamt dennoch gut ansehbaren) Veröffentlichungen täte ein Mastering gut, denn Bild und Ton lassen immer mal wieder ihr Alter durchschimmern und -scheppern.

Auch für diesen Film gilt in Bezug auf den (nur) im deutschen Titel thematisierten „Frankenstein“, was schon bei den meisten Vo
rgängerfilmen galt, siehe „Erläuterungen“. Es wird jedoch diesmal zur „Erklärung“ in der deutschen Fassung des Films (und natürlich nur dort) ein gewisser Frankenstein einmal als „
der Mann, der über allem steht und im Hintergrund die Strippen zieht“ erwähnt- „Frankenstein“ also als Obermotz der Aliens. Daß dies keinen Sinn ergibt und ein solcher Charakter nicht in irgendeiner Form persönlich auftritt, war der Synchronisation egal- es bleibt bei diesem zusammenhanglosen und hereinkonstruierten Satz. 

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