Film 8 (Seite 1): Als (nicht nur) Godzilla sich zum Menschenfreund wandelte...

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Es passieren sehr und vielleicht auch etwas viel zu viele Dinge in diesem Film (auch und vor allem ohne die Beteiligung von Monstern), was eine „kurze“ Handlungsbeschreibung tatsächlich unvollständig, eine längere aber eventuell kompliziert nachzuverfolgen macht (was sich gleich im Text bestätigen könnte). Manche Logik und (wenigstens halbwegs) vernünftige Erklärung (die sehr wohl auch in diesem Genre sein können, und sollten sie auch noch so an den Phantasy-Haaren herbeigezogen sein) bleiben dabei auf der eigentlich langen Handlungsstrecke am Rande liegen. Dabei gelingt es dem Drehbuch des so oft spassigen Einlagen nicht abgeneigten Shin'ichi Sekizawa zwar sogar, die unterschiedlichen und durchweg ernsten Handlungsstränge letztlich grösstenteils gelungen zusammenzuführen, aber es ist einfach die Menge der Charaktere und Geschehnisse, die den Film sicher nicht nur in meinen Augen überfrachten. Vor allem deshalb kann ich, ehrlich geschrieben, die doch recht weit verbreitete Fanliebe zu gerade diesem Film nicht teilen (die zum hier seine Premiere feiernden King Ghidorah jedoch schon und fraglos ohne Einschränkungen), wenn ich ihn auch nicht total in der Luft zerreissen kann und auch nicht möchte (obwohl das nicht unbedingt leicht fällt). Denn insgesamt ist er auf seine geradezu besondere Art und Weise (als Film mit Monstern nur als spektakuläre Beigaben) ansehnlich- etwas weniger wäre diesmal allerdings tatsächlich mehr gewesen.

Nach einer Vorausschau auf die diesmal
vier auftretenden Monster im Vorspann (wirklich verstehen werde ich nie, warum gerade die Toho sowas mehr als einmal gerne gemacht hat) beginnt es mit einer Gruppe von Geschwurbelmeisterlichen Wissenschaftlern, die Signale ins All senden, um „zur Rettung der Erde“ (auf der es zu der Zeit zu seltsamen Naturphänomenen, wie Sommertemperaturen im Winter, kommt) Ausserirdische anzulocken (warum ausgerechnet Aliens da helfen sollten, bleibt unklar). Die Journalistin Naoko (die man durchaus auch anders in den Film hätte „einführen“ können und die damit einen schweren Start als spätere Sympathiefigur hat), die gerade bei den Wissenschaftlern zu Gast ist, soll aufgrund ihrer „negativen Hirnwellen“ allerdings Schuld daran tragen, daß das nicht klappt (beziehungsweise die Ausserirdischen abgeschreckt werden).
Statt „Hilfe“ stürzt ein Schwarm von Meteoriten (wie wir später sehen werden, „schlüpft“ King Ghidorah im Beisein der Wissenschaftler aus einem solchen
und kann damit in diesem Film als ausserirdisches Monster gelten, wenn auch, wie die offensichtlich gesteuerten" Meteoriten, ohne genaue Herkunftsbeschreibung) auf Japan nieder. Der Zuschauer lernt derweil den Polizisten Shindo kennen, (der zufällig auch) Naoko's Bruder (ist). Kaum hat der erfahren, daß er die von Attentätern bedrohte (der nun wirklich überflüssigste Handlungsstrang des Films, zumal sich die Attentäter auch noch ständig mehr als dämlich anstellen und ihre Aktionen lächerlich wirken) Prinzessin von Selgina bei ihrem Staatsbesuch in Japan beschützen soll, explodiert deren Flugzeug auf dem Hinflug. Kurz darauf allerdings taucht die Prinzessin, mit deutlichem Gedächtnisverlust geschlagen (und, wie vorher nur von ihr vernommene „Stimmen“ andeuteten, aus einer anderen Dimension heraus gerettet und jetzt als eine Art Medium benutzt) völlig unverletzt als „Prophetin von der Venus(In der englischsprachigen Fassung „vom Jupiter“) wieder auf und warnt die Menschen davor, daß die Erde vom Untergang bedroht sei (einem Schicksal, das auch der Venus widerfahren war, und an dem King Ghidorah einen grossen Anteil hatte- Einzelheiten erfahren wir auch hier allerdings nicht).

Nun
, nach der (gerade einmal) ersten, pickepackevollen halben Stunde Film (in die aber auch noch der erste Gesangsauftritt der „Kleinen Schönheiten“ und ein Schwenk zu Raupe Mothra* und die sie anbetenden Menschen in ihrer Heimat hineingepackt wurden), keimt Hoffnung auf einen jetzt startenden Monsterknaller auf. Doch sowohl Rodan's Erwachen im Vulkan (in dem er einst am Ende seines Solofilms verschwunden war) und sein langes, auffallend zielloses Herumfliegen sowie Godzilla's Auftauchen zunächst im Meer (inklusive seiner Vernichtung eines Passagierdampfers) und dann an Land sind jeweils zu unmotiviert und geradezu abgehackt-kurz, um mitzureissen. Der Film bleibt zunächst weiter konsequent seiner ,Linie treu, so viel Drumherum wie irgend möglich zu erzählen, und ist bis über seine Hälfte hinaus ein (das kann man zugeben) kurzweiliges, weil in steter Bewegung befindliches, „Thema Monsterfilm streng genommen verfehlt“-Werk.

W
enn sich dann der Film irgendwann doch noch mehr auf die Monster konzentriert und dem Fan derselben doch noch gehörigen, entsprechenden Spass gönnt, so geschieht dies durchaus insgesamt knackig und wohltuend unterhaltsam, kommt allerdings zum einen etwas (inzwischen fast schon unerwartet) überstürzt, zum anderen auch nicht immer in der von der Toho gewohnten Perfektion. Zwar gibt es ein nettes Jeder-gegen-jeden- Rodan gegen Godzilla, beide gegen (die wieder mangels Körperkraft viel von ihrem „Superkleister“ spuckende) Mothra, Ghidorah gegen alle- doch sind die Bewegungen der Monster, insbesondere Godzilla's, zumeist wackelig-unnatürlich und es wird mehr Zeugs aufeinander geworfen (und gerne auch mal hin- und her getreten) als mit richtig Schmackes und in Länge aufeinander losgegangen. Iim Resultat entstanden überwiegend (jedoch nicht nur) enttäuschende Kampfszenen (Zum Glück kann man auch solche von gewohnter Klasse bewundern, diese aber, man kann es nur wiederholen, jedesmal zu kurz am Stück), die dann auch noch hier und da mit bewegungsarmer Kamera (die an anderen Stellen des Films dafür umso mehr ruckelt, was nicht unbedingt künstlerisch wertvoll wirkt) aufgenommen und verwirrend zusammengeschnitten wurden.
Eine (erkennbar an manchen Stellen wohl beabsichtigte) Selbstironie gerade in den Monsterszenen verpufft bei all dem in zumeist nerviger (wohl eher nicht beabsichtigter und damit unfreiwilliger) Komik.

*
Waren es im Vorgängerfilm „Godzilla und die Urweltraupen“ noch derer zwei, so erklären die Feen, daß eine davon in der Zwischenzeit gegangen" (womit gestorben" gemeint sein dürfte) ist- wie das geschah, bleibt jedoch unerwähnt.

Fazit:
Des fantastischen King Ghidorah's Premiere; keine Militäraufmärsche und seltsame Wunderwaffen (die in der Reihe ja meist ohnehin nicht effektiv waren), denn die Monster machen alles unter sich aus; und Godzilla, Rodan und Mothra im Finale erstmals als Retter der Menschheit
(siehe Spoiler)- ein eigentlich wirklich cooles Setting, das aber leider etwas durch das viele Drumherum erdrückt und durch fehlendes „Wer (sind zum Beispiel die bösen Ausserirdischen) und Warum und Woher“ getrübt wird (und durch einen überflüssigen Krimieinschlag und- wieder einmal- plärrende Minimädchen).
Warum es allerdings 47 Jahre dauerte, bis der Film in Deutschland zu sehen war, bleibt das Geheimnis unserer inländischen Kinofilmverleiher- als Bindeglied zwischen den Filmen mit dem
bösen und dem guten (aus kommerziellen Gründen damit kinderfreundlicherem) Godzilla hat er immerhin eine besondere Stellung in der Reihe inne und fehlte damit in der Erzählungslinie, die ja durchaus vorhanden ist.

Bemerkens- und anerkennenswert aber ist die Art der späten Veröffentlichung allemal. Den Titel (obwohl, wie wir wissen, der „Frankenstein“ darin natürlich Humbug ist) hat man mit voller Absicht an die alten Filme angelehnt (und angepasst) und die deutsche Synchronisation (wenn diese auch etwas hölzern geraten ist, was jedoch gut zu den Darstellerleistungen passt) ganz im Stil besonders derer der 1960er-Filme der Reihe gehalten- insgesamt eine sehr liebevolle Angelegenheit das Ganze, wie man sie als Fan in ähnlichen Fällen selten erlebt hat..

Zwar wird im Nachfolgefilm „Befehl aus dem Dunkel“ (der weitaus besser geraten ist als dieser Vorgänger) die Monsterkombination beibehalten und auch der Science Fiction stark gehuldigt, als Fortsetzungsfilme kann man die beiden Werke jedoch nicht bezeichnen. 

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