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Nach
einem starken Unwetter wurde ein riesiges Ei an die Küste Japans
gespült und skrupellose Industrielle, die es als Touristenattraktion
vermarkten wollen (sie beheizen das Ei sogar künstlich, damit es schneller ausgebrütet wird), streiten sich nun mit Wissenschaftlern darum, was
mit dem Ei geschehen soll. Zwei fingergrosse Zwillingsmädchen von
Infant Island, der Heimatinsel der Riesenmotte Mothra, die dort als
Beschützerin verehrt wird, kommen zu den Menschen, und erklären,
daß es sich um Mothra’s von dort fortgespülten Nachwuchs handelt,
und daß man das Ei zurück zu ihr bringen sollte, da die bald
schlüpfende Larve große Verwüstungen anrichten werde. Doch statt,
daß sich die Menschen angesichts der Bedrohung einig werden,
wollen die schurkischen (=geldgeilen) Kapitalistenunternehmer auch die Mädchen zur Schau stellen. Da taucht (erst nach über einem Drittel des Films, da vorher alleine das Ei und der menschliche „Kampf“
darum im Mittelpunkt stehen)
der alles kaputthauende Godzilla auf, und nur Mothra kann den
Menschen helfen, da sie ihren Nachwuchs mit allen Mitteln verteidigen
wird. Eine Abordnung der Menschen aus dem Journalisten Sakai, der (etwas tüddeligen) Fotografin Junko und Professor Miura fleht die Bewohner der Mothra-Insel an, die Riesenmotte als Retterin gegen Godzilla loszusenden, doch dort ist man nicht gut auf die Menschen zu sprechen, da die Insel für Atombombenversuche benutzt wurde und kaum noch bewohnbar ist. Erst eine (kitschige) Rede Sakai's sorgt wieder für gegenseitiges Vertrauen, und man stimmt dem Ansinnen der Menschen zu. Nachdem die Mädchen Mothra mit ihrem (wie
immer schrecklichen!)
Singsang herbeigerufen haben, kommt es zum gnadenlosen (und fantastisch zusammengeschnittenen) Kampf der
Monster, bei dem Godzilla zwar zunächst auf der Siegerspur zu sein
scheint, doch manchmal kommt es dann doch anders, als man
denkt...
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Da staunen die Menschen... |
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...und Godzilla auch, ahnt aber schnell, daß für ihn nichts gutes darin steckt. |
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Wo die singen, hat kein Monster Platz. |
Da
der „Godzilla duelliert sich mit Monstergegner“- Effekt im
Vorgängerfilm „Die Rückkehr des King Kong“ beim Publikum gut
angekommen war, beschloss die Toho,
fortan immer mal wieder nach diesem Prinzip zu verfahren. Man wählte
diesmal die Riesenmotte Mothra, die mit ihrem „Solo“-Film „Mothra bedroht die Welt“ (1961, ebenfalls von
Ishirō Honda inszeniert) bei Monsterfilmfreunden enorm populär
geworden war,
veränderte jedoch ihren Charakter vom dort bösen Menschenfeind zum
menschenhelfenden Retter in der Not (wenn auch hier eher unfreiwillig, denn
letztlich hat sie ja „nur“ einen Mutterinstinkt und will ihre
Kinder beschützen). Jedoch sollte Mothra (wie Godzilla im Original
geschlechtslos, und erst durch die Synchronisation zum Weibchen
gemacht) bei ihren zukünftigen Auftritten in der Reihe die
Menschenfreundin bleiben, eine ihr gewidmete Filmtrilogie in den
Neunzehnuhundertneunziger Jahren zeigt sie dann sogar noch umso mehr
als Beschützerin und familientauglichen Liebling.
Unter vielen Fans gilt
„Godzilla und die Urweltraupen“ bis heute als der beste Film nach
dem Original von 1954, was wohl auch daran liegen mag, daß die
nachfolgenden Filme zumeist um einiges hektischer aufgebaut sind. In jedem
Fall ist der Film insgesamt auch für mich einer der gelungensten und
interessantesten der Reihe.
Es
bedarf bei diesem Film nicht des in späteren Filmen der Reihe gerne
genutzten Gross- bis Massenauflaufs der Riesenviecher, um einen
spannenden Film vorzulegen- der Zweikampf zwischen einem hier noch
eindeutig menschenfeindlichen und blind zerstörungswütigen Godzilla
(was sich schon bald danach ändern sollte) und der Megamotte Mothra
reicht hier tatsächlich aus für einen stimmungsvollen Monsterspass,
die realtiv lange „Vorlaufzeit“ bis zum ersten Monsterauftritt
(und damit bis es rappelt und zur Sache geht) ist ungewohnt, wird aber von
den menschlichen Darstellern, insbesondere denen, die die Schurken,
also quasi die menschlichen Ungetüme, spielen, mehr als nur
unterhaltend überbrückt.
Regisseur Honda gelingt der Spagat
zwischen Unterhaltung und Anspruch. Er und Drehbuchschreiber Sekizawa
nutzen den Film zur satirisch-beissenden Atomwaffen- (entsprechende Versuche
mit solchen sind schliesslich Schuld am Elend der Inselbewohner) und
Kapitalismuskritik. Die Industriellen sind bei ihnen habgierige
Unsympathen, denen das Schicksal anderer, ja das des gesamten Landes, vollkommen egal ist- ihnen
geht es nur um die Ausbeutung der Showsensationen Ei und
Minizwillinge und um den eigenen Profit, den sie damit machen können (Wunderbar, wie sie sich letztlich selbst gegenseitig an die Gurgel gehen, als Godzilla ihnen einen Strich durch den schon sicher geglaubten Gewinn macht). Und auch korrupte Politiker
bekommen bei diesem Film kräftig ihr Fett weg. Kenji Sahara und
Yoshifumi Tajima ragen darstellerisch heraus, man mag hier und da
grinsen ob der übertriebenen Klischees, die sie verkörpern, doch vergeht dem Zuschauer genau dieses Grinsen zumeist, so
grossartig spielen die beiden die Arschlöcher. Tajima dann auch noch
ein Hitlerbärtchen zu verpassen- gehässiger gehts nun wirklich nicht!
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Hier kommt Mama Mothra... |
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...und zieht Godzilla erstmal genüsslich durch den Staub, was vergreift er sich auch an ihren Babys?! |
Der
ernste Unterton war bereits in Honda's vorherigen zwei Filmen der
Reihe zu seiner Spezialität geworden, und schiesst hier, trotz des
relativ ausschweifenden Handlungsanteils, nicht übers Ziel hinaus
(was ihm in späteren Filmen ab und an passieren sollte).
Und
wenn dann (für manchen Zuschauer halt doch endlich)
„Gemonstert“ wird, passiert das schliesslich hervorragend,
überzeugend und wie immer bis ins comichafte überzeichnet- das
Warten darauf zahlt sich eben aus. Godzilla und Mothra sind sich
lange ebenbürtig und liefern sich einen Kampf, bei dem sie sich
nichts schenken. Auch der diesmal besonders massive Auflauf von
Militär und der Einsatz von neuartig-bizarren Waffen (umso mehr
übrigens in den nicht-Originalversionen, da Szenen mit
anerikanischen Militärs extra für die inzwischen zahlreichen
amerikanischen Fans hinzugefügt wurden) kann die beiden kaum trennen
oder gar aufhalten.
Die Effekte sind durchgehend ausgereift und
entfalten bereits ihre volle Wirkung, die Bedeutung der Toneffekte
für die Reihe ist hier erstmals besonders hervorgehoben, und selbst
das Mensch-in-einem-Godzilla-Ganzkörperkostüm wirkt hier erstmals
nicht ganz so steif und unelegant wie in einigen der entsprechenden
Szenen in Filmen noch zuvor. Die Miniaturbauten und auch mancher der visuellen
Effekte sind zwar noch nicht zu ihrer vollen Perfektion entwickelt,
aber man war erkennbar auf dem besten Wege dorthin. Technisch war man
den Kinderschuhen entwachsen und setzte bereits Massstäbe für das
Genre. Nicht umsonst sollte die Effekteabteilung der Toho
zu einer der international anerkanntesten werden.
Aufgrund
des Erfolges wurde noch im
selben Jahr
der nächste Monster-Film produziert, was für die Reihe eher selten der Fall
bleiben sollte. In „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“
(der erst 2011 in Deutschland herauskommen sollte) hat auch Mothra wieder ihren
Auftritt, genauso wie die Zwillingsmädchen.
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Und mit den "Kleinen" ist nun auch nicht zu spassen! |
Fazit:
Nicht
unverdient einer der Fanlieblinge und Megaseller der Reihe, und immer wieder ein uneingeschränktes Anschauvergnügen, auch, wenn der auflockernde familiengerechte Humor
der Reihe hier nur sehr selten vorkommt (und wenn, mittels wirklich blöder "Eierwitze").
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