Film 7 (Seite 1): Ein ganz besonderes Überraschungsei...

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Nach einem starken Unwetter wurde ein riesiges Ei an die Küste Japans gespült und skrupellose Industrielle, die es als Touristenattraktion vermarkten wollen (sie beheizen das Ei sogar künstlich, damit es schneller ausgebrütet wird), streiten sich nun mit Wissenschaftlern darum, was mit dem Ei geschehen soll. Zwei fingergrosse Zwillingsmädchen von Infant Island, der Heimatinsel der Riesenmotte Mothra, die dort als Beschützerin verehrt wird, kommen zu den Menschen, und erklären, daß es sich um Mothra’s von dort fortgespülten Nachwuchs handelt, und daß man das Ei zurück zu ihr bringen sollte, da die bald schlüpfende Larve große Verwüstungen anrichten werde. Doch statt, daß sich die Menschen angesichts der Bedrohung einig werden, wollen die schurkischen (=geldgeilen) Kapitalistenunternehmer auch die Mädchen zur Schau stellen. Da taucht (erst nach über einem Drittel des Films, da vorher alleine das Ei und der menschliche „Kampf“ darum im Mittelpunkt stehen) der alles kaputthauende Godzilla auf, und nur Mothra kann den Menschen helfen, da sie ihren Nachwuchs mit allen Mitteln verteidigen wird. Eine Abordnung der Menschen aus dem Journalisten Sakai, der (etwas tüddeligen) Fotografin Junko und Professor Miura fleht die Bewohner der Mothra-Insel an, die Riesenmotte als Retterin gegen Godzilla loszusenden, doch dort ist man nicht gut auf die Menschen zu sprechen, da die Insel für Atombombenversuche benutzt wurde und kaum noch bewohnbar ist. Erst eine (kitschige) Rede Sakai's sorgt wieder für gegenseitiges Vertrauen, und man stimmt dem Ansinnen der Menschen zu. Nachdem die Mädchen Mothra mit ihrem (wie immer schrecklichen!) Singsang herbeigerufen haben, kommt es zum gnadenlosen (und fantastisch zusammengeschnittenen)  Kampf der Monster, bei dem Godzilla zwar zunächst auf der Siegerspur zu sein scheint, doch manchmal kommt es dann doch anders, als man denkt...

Da staunen die Menschen...
...und Godzilla auch, ahnt aber schnell, daß für ihn nichts gutes darin steckt.

Wo die singen, hat kein Monster Platz.
Da der „Godzilla duelliert sich mit Monstergegner“- Effekt im Vorgängerfilm „Die Rückkehr des King Kong“ beim Publikum gut angekommen war, beschloss die Toho, fortan immer mal wieder nach diesem Prinzip zu verfahren. Man wählte diesmal die Riesenmotte Mothra, die mit ihrem „Solo“-Film „Mothra bedroht die Welt“ (1961, ebenfalls von Ishirō Honda inszeniert) bei Monsterfilmfreunden enorm populär geworden war, veränderte jedoch ihren Charakter vom dort bösen Menschenfeind zum menschenhelfenden Retter in der Not (wenn auch hier eher unfreiwillig, denn letztlich hat sie ja „nur“ einen Mutterinstinkt und will ihre Kinder beschützen). Jedoch sollte Mothra (wie Godzilla im Original geschlechtslos, und erst durch die Synchronisation zum Weibchen gemacht) bei ihren zukünftigen Auftritten in der Reihe die Menschenfreundin bleiben, eine ihr gewidmete Filmtrilogie in den Neunzehnuhundertneunziger Jahren zeigt sie dann sogar noch umso mehr als Beschützerin und familientauglichen Liebling.
Unter vielen Fans gilt „Godzilla und die Urweltraupen“ bis heute als der beste Film nach dem Original von 1954, was wohl auch daran liegen mag, daß die nachfolgenden Filme zumeist um einiges hektischer aufgebaut sind. In jedem Fall ist der Film insgesamt auch für mich einer der gelungensten und interessantesten der Reihe.

Es bedarf bei diesem Film nicht des in späteren Filmen der Reihe gerne genutzten Gross- bis Massenauflaufs der Riesenviecher, um einen spannenden Film vorzulegen- der Zweikampf zwischen einem hier noch eindeutig menschenfeindlichen und blind zerstörungswütigen Godzilla (was sich schon bald danach ändern sollte) und der Megamotte Mothra reicht hier tatsächlich aus für einen stimmungsvollen Monsterspass, die realtiv lange „Vorlaufzeit“ bis zum ersten Monsterauftritt (und damit bis es rappelt und zur Sache geht) ist ungewohnt, wird aber von den menschlichen Darstellern, insbesondere denen, die die Schurken, also quasi die menschlichen Ungetüme, spielen, mehr als nur unterhaltend überbrückt.
Regisseur Honda gelingt der Spagat zwischen Unterhaltung und Anspruch. Er und Drehbuchschreiber Sekizawa nutzen den Film zur satirisch-beissenden Atomwaffen- (entsprechende Versuche mit solchen sind schliesslich Schuld am Elend der Inselbewohner) und Kapitalismuskritik. Die Industriellen sind bei ihnen habgierige Unsympathen, denen das Schicksal anderer, ja das des gesamten Landes, vollkommen egal ist- ihnen geht es nur um die Ausbeutung der Showsensationen Ei und Minizwillinge und um den eigenen Profit, den sie damit machen können (Wunderbar, wie sie sich letztlich selbst gegenseitig an die Gurgel gehen, als Godzilla ihnen einen Strich durch den schon sicher geglaubten Gewinn macht). Und auch korrupte Politiker bekommen bei diesem Film kräftig ihr Fett weg. Kenji Sahara und Yoshifumi Tajima ragen darstellerisch heraus, man mag hier und da grinsen ob der übertriebenen Klischees, die sie verkörpern, doch vergeht dem Zuschauer genau dieses Grinsen zumeist, so grossartig spielen die beiden die Arschlöcher. Tajima dann auch noch ein Hitlerbärtchen zu verpassen- gehässiger gehts nun wirklich  nicht!


Hier kommt Mama Mothra...
...und zieht Godzilla erstmal genüsslich durch den Staub, was vergreift er sich auch an ihren Babys?!

Der ernste Unterton war bereits in Honda's vorherigen zwei Filmen der Reihe zu seiner Spezialität geworden, und schiesst hier, trotz des relativ ausschweifenden Handlungsanteils, nicht übers Ziel hinaus (was ihm in späteren Filmen ab und an passieren sollte).

Und wenn dann (für manchen Zuschauer halt doch endlich) „Gemonstert“ wird, passiert das schliesslich hervorragend, überzeugend und wie immer bis ins comichafte überzeichnet- das Warten darauf zahlt sich eben aus. Godzilla und Mothra sind sich lange ebenbürtig und liefern sich einen Kampf, bei dem sie sich nichts schenken. Auch der diesmal besonders massive Auflauf von Militär und der Einsatz von neuartig-bizarren Waffen (umso mehr übrigens in den nicht-Originalversionen, da Szenen mit anerikanischen Militärs extra für die inzwischen zahlreichen amerikanischen Fans hinzugefügt wurden) kann die beiden kaum trennen oder gar aufhalten.
Die Effekte sind durchgehend ausgereift und entfalten bereits ihre volle Wirkung, die Bedeutung der Toneffekte für die Reihe ist hier erstmals besonders hervorgehoben, und selbst das Mensch-in-einem-Godzilla-Ganzkörperkostüm wirkt hier erstmals nicht ganz so steif und unelegant wie in einigen der entsprechenden Szenen in Filmen noch zuvor. Die Miniaturbauten und auch mancher der visuellen Effekte sind zwar noch nicht zu ihrer vollen Perfektion entwickelt, aber man war erkennbar auf dem besten Wege dorthin. Technisch war man den Kinderschuhen entwachsen und setzte bereits Massstäbe für das Genre. Nicht umsonst sollte die Effekteabteilung der
Toho zu einer der international anerkanntesten werden.

Aufgrund des Erfolges wurde noch im selben Jahr der nächste Monster-Film produziert, was für die Reihe eher selten der Fall bleiben sollte. In „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“ (der erst 2011 in Deutschland herauskommen sollte) hat auch Mothra wieder ihren Auftritt, genauso wie die Zwillingsmädchen.

Und mit den "Kleinen" ist nun auch nicht zu spassen!

Fazit:
Nicht unverdient einer der Fanlieblinge und Megaseller der Reihe, und immer wieder ein uneingeschränktes Anschauvergnügen, auch, wenn der auflockernde familiengerechte Humor der Reihe hier nur sehr selten vorkommt (und wenn, mittels wirklich blöder "Eierwitze").

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