Film 11 (Seite 1): Welch ein Film, was für Monster (und Ausserirdische, und Menschen auch)

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Diese Besprechung bezieht sich auf die japanische, ungekürzte Originalfassung des Films mit deutschen Untertiteln. Es kann daher bei Betrachtung der deutschen Kinoversion zu Irritationen kommen.*

Im Jahr 196X
(so nennt es der Film tatsächlich).
Ein neuer Planet taucht im Sichtfeld der Menschen auf, direkt hinter dem Jupiter- Planet X
(so sein Name im Original und auch in der englischsprachigen Fassung). Warum nun in Deutschland daraus der Planet „Alpha 707“ wurde, und aus den (Original-) Bewohnern namens Xiliens die (in sich natürlich dann logischen) „Alphas“- das weiss heute (wie wohl auch damals) niemand mehr.
Die Astronauten Amer und Fuji werden in amerikanisch-japanischer Zusammenarbeit mit dem Raumschiff „P-1“ losgeschickt, um den fremden Planeten zu erkunden, und werden zu ihrer Überraschung bereits sehnsüchtig erwartet- von den Ausserirdischen nämlich. Die sind zwar hoch- und der Erde überlegen entwickelt, werden aber ständig von „Monster Zero“ (uns bekannt als King Ghidorah) untergebuttert und brauchen Hilfe.
Es kommt zu einem Deal- die Ausserirdischen werden den Menschen ein Heilmittel gegen den Krebs geben
(in der englischsprachigen Fassung ist es gar ein Heilmittel für alle Krankheiten), dafür dürfen sie sich die Erdenmonster Godzilla und Rodan auf ihren Planeten holen, die Ghidorah den Hintern versohlen sollen. So kommt es dann auch, und auch die Aliens halten ihr Wort- jedenfalls scheinbar...

Nur eine Quasi-Fortsetzung zu „Frankensteins Monster im Kampf gegen Ghidorah“ (da bis auf Mothra die gleichen Monster die „Hauptrollen“ spielen- die Motte wurde aus Spargründen diesmal jedoch weggelassen), erzählt der Film eine knallbunte, Effektegespickte Geschichte, die sich Stammdrehbuchautor Sekizawa mit viel, grosser und manchmal fast absurd überbordender Phantasie (was aber, in der ungekürzten Fassung zumindest, absolut positive Folgen hat) als kurzweiligen Genremix ausgedacht hat. * Viel geht dabei leider durch die massiven Kürzungen und die Synchronisation in der deutschen Fassung verloren, was hierzulande auch dem Logikverständnis oft nicht zuträglich ist. Auch der berühmte „Godzilla-Tanz“ (siehe Seite 3) und der Transport der Erdenmonster nach Planet X mittels Magnetstrahlen aus den Raumschiffen der Xiliens (siehe kleines Foto hierüber) fehlen in der deutschen Fassung (mit der Begründung des deutschen Verleihs: „Wirkt zu lächerlich“). Inzwischen aber geniessen auch diese Szenen Kultcharakter in Deutschland.

Nicht die Monster allein sind diesmal der Dreh- und Angelpunkt der Handlung, sie sind sogar eher sowas wie eine nette und gern gesehene Zugabe. Zuerst einmal erleben wir einen ernsten, gar durchweg düsteren Spaceplot (
nicht nur die beiden Astronauten wittern früh eine Falle der Ausserirdischen, sondern gewollt auch der Zuschauer), und warten etwas auf die ersten Monsterauftritte, die dann aber wunderbar und aufwendig daherkommen- im All hat man sie ja noch nicht kämpfen gesehen. Zwar hat man aus Kostengründen Kampfszenen aus dem „...gegen Ghidorah“-Film mit eingebaut, im Gegensatz zu späteren Filmen fällt das aber kaum auf. Lediglich die Verwendung einzelner Sequenzen mit Rodan aus dessen Solofilm (1956) ist zu bemängeln, da diese qualitätstechnisch aufgrund ihres „Alters“ und des unterschiedlichen Kameraformats enorm auf- und abfallen.
Weiteres Monstergekloppe folgt dann erst wieder im Showdown auf der Erde, wo auch der ein oder andere Modellbau wieder dran glauben muss und das japanische Militär mit seinen (wie immer versagenden) Wunderwaffen zur Stelle ist. Insgesamt hat die Effekteabteilung allerbeste Arbeit geleistet, bei den Monstern wie bei den Tricks überhaupt.

Gleiches gilt auch für die Spezialisten, die für den visuellen Eindruck des Films zuständig waren. Das fängt an bei dem damals neuen Godzilla-Suit und dem fantastischen Ghidorah-Outfit (nur Rodan ist ein bisschen altbacken); geht weiter bei den Outfits der Aliens (deren niedliche Antennen ihren Sinn haben, da sie damit in telepathischer Verbindung zu ihrer „Zentrale“ stehen); und den Raumschiffen, Bauten und Kulissen im abgedrehten, poppig-farbenreichen, fast schon hippyesken Style- so stellte man sich in den 1960er Jahren bei der
Toho eben die Zukunft vor, und so schlecht wärs ja gar nicht, sähe sie so aus (und würden zumindest die Menschen untereinander so harmonisch und gleichberechtigt miteinander umgehen, wie in diesem Film).
Die wunderbaren „Landschaftsaufnahmen“ des Planeten X bekommt man leider
auch nur in der ungekürzten Fassung zu sehen, sie sind ein weiterer Grund, die deutsche Kinoversion links liegen zu lassen.

Schliesslich überrascht der Film dann auch noch mit richtig gut dargebrachter Menschelei, bei der Liebesgeschichte zwischen dem amerikanischen Astronauten Glenn und der ausserirdischen(!) Agentin Namikawa wird sogar auf das obligatorische Happy-End verzichtet, was der Handlung eine tragische Note gibt. Im Gegenteil zu seinem Auftritt in „Frankensten-Der Schrecken mit dem Affengesicht“ im selben Jahr merkt man Nick Adams sichtlichen Spass an seinem Tun an und Kumi Mizuno ist wie immer eine Augenweide, die noch dazu überzeugend schauspielern kann.
Der Cast allgemein weiß durchgehend zu überzeugen- die
Toho-Routiniers Akira Takarada (schon Menschheitsretter im ersten Godzilla-Film) und Jun Tazaki (auch ohne Uniform beeindruckend) hauchen ihren Charakteren wie gewohnt echtes Leben ein; der hier Toho-Debütant Akira Kubo als etwas trotteliger, aber letzlich heldenhafter Erfinder (der mit seinem Mädchen ein unerwartetes Happy-End feiern darf) durfte nicht umsonst danach mit Hauptrollen weitermachen.
Und dann noch Yoshio Tsuchiya in seiner wohl prägnantesten
Toho-Rolle als „Nummer 1“ der Aliens (Etwas doppeldeutiges Zitat: „Die Zahl bezeichnet den Grad der Intelligenz“)- herausragend markant, furchteinflössend fremd und herrlich arrogant, ist jeder seiner Auftritte ein besonderes Erlebnis.

Fazit:

Superalieninvasionsmonstergekloppegemenge, einfach nur pflichtsehenswert schön-
und noch viel schöner in Ungekürzt. Eine Inszenierung, die mit Liebe zum Detail und im Minutentakt Neues präsentiert und Regisseur Honda (der ja ohnehin zeitlebens die „erwachsenen“ Stoffe gegenüber den kindgerechteren Monsterwerken bevorzugte) zur Höchstleistung auflaufen liess.

Trivia:

Der deutsche Verleih stellte (siehe Vorspannbild links) damals einen unmittelbaren Bezug zum bekannten Science-Fiction-Autor (und nicht unbedingt Nazi-Gegner) Hans Dominik (1872-1945) her, indem er als Filmtitel „Befehl aus dem Dunkel“ wählte, der Titel eines Romans von Dominik aus dem Jahr 1933. Jedoch hat die Handlung des Romans, nichts,
aber auch gar nichts mit der Filmhandlung zu tun.

In die Kinos der USA kam der Film erst 1970, was die dortigen Produzenten mit Nick Adams' Ableben im Jahr 1968 erklärten (er starb unter ungeklärten Umständen an einer Medikamentenüberdosis, wobei die meisten Zeitgenossen eher von einem Unfall als von Suizid ausgingen)- weshalb der Film jedoch nicht schon
vor 1968 gestartet war, begründeten sie nicht.




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