Film 10 (Seite 1): Was wird so ein kleines Monster doch schnell Gross...

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Die Handlung des Films beginnt 1945, kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, in Deutschland.
Die Nazis gelangen an das Herz des berühmten („echten“) vom Baron Frankenstein geschaffenen Monsters und übergeben es ihren japanischen Verbündeten in Hiroshima. Dort schlägt jedoch bald darauf die Atombombe ein, und das Herz geht in den Wirren danach verloren...

15 Jahre später (gemäss Einblendung in der deutschen Version):
Wissenschaftler entdecken einen seltsamen, affenähnlichen Jungen und nehmen ihn zur Untersuchung mit in ihre Forschungsstation. Es stellt sich heraus, daß er, aufgrund der Atombombenexplosion, aus dem verschollenen Frankenstein-Herz mutiert, und dadurch immun gegen Atomstrahlung ist. Der von den Wissenschaftlern „Frankenstein(wohl wissend, daß dies im literarischen Werk von Mary W.Shelley der Name des Wissenschaftlers, und nicht der der Kreatur ist) genannte Junge wächst rasend schnell heran und kann, aufgrund des grossen Medieninteresses live von Fernsehkameras übertragen, aus dem Labor entkommen. Gleichzeitig taucht das Ungeheuer Baragon aus dem Inneren der Erde auf, und greift die Menschheit an. Obwohl ihn die Menschen nach seiner Flucht mit grosser militärischer Brutalität verfolgen, stellt sich „Frankenstein“ dem Ungeheuer Baragon entgegen, erst recht, als die Wissenschaftler, die ihn immer gut behandelt hatten, in Gefahr geraten…


Die Schöne (Kumi Mizuno) und "Frankenstein"...


...nicht mehr auf Augenhöhe.
Die ursprüngliche Idee eines riesigen Frankenstein-Monsters stammte vom Tricktechniker des originalen „King Kong“-Films von 1932, Willis O’Brien, der beide Geschöpfe in einer Geschichte aufeinandertreffen liess (in einem Skript, das er „King Kong vs.Frankenstein“ nannte). Die Idee gelangte dann erst über Umwege an die Toho, und ohne, daß O'Brien letztlich finanziell davon profitierte. Die Japaner liessen dann aber zunächst einmal (1962) King Kong gegen ihr „Hausmonster“ Godzilla antreten („Die Rückkehr des King Kong“), und verwendeten den inzwischen teuer eingekauften Markennamen dann nur noch ein weiteres Mal in einem Originaltitel („King Kong-Frankensteins Sohn", 1967).
Die
Toho plante zunächst für diesen Film hier, „Frankenstein“ ebenfalls gegen Godzilla kämpfen zu lassen, doch verwarf man die Idee, und schuf stattdessen mit Baragon ein neues Monster als Gegner für „Frankenstein“.


Zum ersten Mal verwendeten die Produzenten nun den Namen „Frankenstein“ für eine ihrer Filmmonsterkreationen (siehe auch „Erläuterungen“), was wegen der Namensgebung für das Hauptmonster in der Handlung durchaus Sinn machte. So kommt auch im Originaltitel des Films tatsächlich der Name vor, und so hat auch der deutsche Titel dieses Mal (s)einen Sinn. Nur in der offiziellen Fortsetzung zu diesem Film („Frankenstein-Zweikampf der Giganten“) tauchte der Name „Frankenstein“ auch im Originaltitel noch einmal auf, danach nutzte Toho den Namen nie wieder in einem ihrer Filmtitel- ganz im Gegensatz zu den deutschen Verleihern, die ab sofort ihren Narren daran gefressen hatten, und den Namen fortan immer wieder gerne (be-)nutzten.
Welch ein fantastischer Film (die erste Co-Produktion zwischen Japan und den USA, wo die
Toho-Filme inzwischen für Rekordeinnahmen sorgten, überhaupt), welch ein Fest, ein Feuerwerk der Monsterunterhaltung, dazu noch mit gelungenem Tiefgang bis kurz vor das Finale- noch deutlicher als je in einem Film der Reihe zuvor wird Radioaktivität und die Nutzung derselben kritisiert (schon im Prolog in Hiroshima) und werden rührige Wissenschaftler gezeigt, die alles daran setzen, gegen sie zu arbeiten und das durch die Atomnutzung verursachte Leiden der Welt zu zeigen und bei den Betroffenen zu lindern. Weswegen sie auch so gut zu dem Jungen, dem eigentlich nur vermeintlichen Monster, sind, denn er trägt mit seiner Resistenz den Schlüssel ja in sich.
Mag man die Herleitungsgeschichte auch für noch so bescheuert halten (vielleicht wollte man einfach einmal die Nazis in einem der Monsterfilme unterbringen), so ist der Film doch rundum gelungen. Auch, daß der wenig vorhandene Humor in dem Film (Regisseur Honda war eher dafür bekannt, seine Stoffe sehr ernst zu nehmen und zu gestalten) wohl (so) nicht beabsichtigt war, ist kein Nachteil, sondern lockert den Film, vor allem durch seine Seltenheit, auf.


Das eine Gesicht von "Frankenstein (Koji Furahata)...
Das Monster „Frankenstein“ (das er später erst wird, und das auch nicht andauernd) in diesem Film (dessen Gesichtsmaske auffallend der der US-amrikanischen Frankenstein-Kreatur aus den Filmen der 1930er Jahre ähnelt) macht überraschende Wendungen in des Zuschauers Augen durch- solange er in der Obhut der Forscher ist, hat man ihn gern und Mitleid mit ihm, man amüsiert sich ob seines kindlichen und naiven Verhaltens. Als er aber so schnell wächst, und scheinbar zur Gefahr wird, wendet man sich von ihm ab. Wenn das Militär ihn nach seiner Flucht immer wieder angreift, so setzt er sich nicht gerade zimperlich dagegen zur Wehr (was auch Zivilisten trifft), und auch das führt dazu, daß er für einige Zeit unsere Sympathien verliert. Das tut er aber nur, damit wir schliesslich feststellen dürfen, daß er eben doch ein Freund zumindest einiger Menschen (der Forscher, die ihn aufzogen, insbesondere der von Kumi Mizuno grossartig gespielten Sueko) ist, und die Freundschaft zu diesen über seine Wut gegen die Menschen stellt.

...und das andere.
Das Monster „Baragon“ spielt hier letztendlich nur eine Nebenrolle, dient aber natürlich dazu, zum einen Städte (Modelllandschaften) zu verwüsten (das will man ja schliesslich in einem solchen Film auch sehen), und zum anderen dazu, die von den Zuschauern so geliebten Kämpfe von Monstern untereinander mit „Frankenstein“ auszufechten.
Die Japaner schaffen es, eine Darstellerriege aufzubieten, die, wenn auch die Schauspieler zumeist unsereinem ansonsten kaum bekannt sein dürften, mit einem solchen Eifer an die Sache heran gegangen sind, daß es eine wahre Freude ist, ihnen trotz ihres immer wieder durchschimmernden Overactings zuzusehen. Den amerikanischen Gastschauspieler Nick Adams (der 1955 als „Chick“ in „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ neben James Dean spielte, 1964 für den Film „Rufmord“ für einen „Oscar“ nominiert worden war und der auch noch im Toho-Godzilla-/Science Ficition-Kracher „Befehl aus dem Dunkelmitwirken würde) braucht es zwar trotz seines Könnens nicht wirklich, aber was solls, schaden tut es ja letztlich auch nicht. Er macht seinen Job zwar leicht gelangweilt, aber insgesamt doch ordentlich, und wirkt vor allem nicht als Fehlkörper, wie ansonsten in anderen Filmen der Reihe oft die (nachgedrehten und dann hereingeschnittenen) Szenen für die US-Vermarktung.

Fazit:
Obwohl es ein (gelungener) eher düsterer Film ist (und fast gar eine Parabel über Freundschaft und Vertrauen), und obwohl ein eher ungewöhnliches Wesen im Mittelpunkt steht, ist der Film eben auch Monstermässig unterhaltend und voller bis heute ansehnlicher und klasse getrickster Katastrophen-, Grusel- und Monstereffekte.


Aushangfoto in seltsamer Farbgestaltung: "Frankenstein" versus Baragon.

Der nur den amerikanischen Mitproduzenten zuliebe gedrehte Nachfinalabschlusskampf „Frankenstein“'s mit einem einfach mal so aus dem Nichts auftauchenden Riesenoktopus (der in der deutschen Fassung weggelassen wurde) ist für die Handlung schliesslich völlig nebensächlich.

Die deutsche Synchronisation ist fehlerfrei und ordentlich, Bild und Ton des Films schwanken auf vielen heutigen Veröffentlichungen leider ab und an, aber im vertretbaren Rahmen.
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