Der
kleine Ichirō ist ein typisches „Schlüsselkind“. Da seine
Eltern viel arbeiten (müssen), ist er nach der Schule zumeist auf sich
alleine gestellt (einzig sein Onkel Shinpei hat ab und an etwas Zeit für ihn übrig) und kann somit auch ungestört seinen Phantasien
nachhängen. So „verbringt" er seine Zeit auf „Monster Island“, der Heimatinsel
von Godzilla und vielen anderen uns bekannten Monstern. Dort ist er der Freund von Godzillas Sohn Minilla (der
hier sogar menschengleich und einfühlsam mit ihm spricht, siehe Foto hierunter), der,
genau wie Ichirō in seiner Welt, auf der Insel von den Grösseren
gemobbt wird.
Gerade aber dank seiner Tagträume mit Minilla wird
Ichirō immer selbstbewusster und mutiger, und so wie Minilla
schliesslich mit seinem schlimmsten Peiniger, dem Monster Gabara,
fertig wird, kann der Junge in der Realität sogar zwei Bankräuber
überlisten und der Polizei in die Arme treiben- und so zum Helden des
Tages werden.
Und auch mit seinem Oberpeiniger (dessen Spitzname
ebenfalls „Gabara“ ist, was aber als „Gag" im Film eher untergeht) kann Ichirō nun seine Rechnung
begleichen (der
Spoiler sei mal ausnahmsweise schon hier erlaubt, ist er doch als
„Moral von der Geschichte“ von Beginn an vorhersehbar).
Zudem war ein positiver Aspekt des Films, daß fortan für jeden Film neue Monster kreiiert und Zweikämpfe zwischen diesen neu gefilmt wurden- fraglos als Folge der vielen Kritik am Film durch die eingefleischten Fans (und grossen Erfolg hatte die Anbiederung ans kleine Publikum, die schon an der „lustigen“ Werbung für den Film zu sehen war, für die Toho letztlich auch nicht gebracht).
Zu
einer dem alten „Batman“-Fernsehthema ähnlichen Titelmelodie (zu
der auch noch, für den deutschen Zuschauer mit Untertiteln, gesungen
wird- wo sind nur Ifukube's wunderbare Monstermarschmelodien geblieben?), geht es los- mit recht viel Rückblicken und einer nur kurzen
Vorstellung des ausschliesslich
in diesem Film
(und sonst nur im Fernsehen) eingesetzten amphibischen Toho-Monsters
Gabara- in etwa gleich gross und schwer wie Godzilla, und demnach
scheinbar ein ernstzunehmender Gegner. Beide siehe Foto hierunter). Dann wird’s kurz mal düster-beklemmend
(mit zeitzgemässer Kritik an der Umweltverschmutzung, statt, wie
früher zumeist, an der Atomkraft), denn Handlungsort ist diesmal die
offensichtlich arg versmogte Industriestadt Kawasaki- ein echter Moloch, der
aber in diesem Film (der echte Monsterfilmfan sagt, bei allem Respekt
vor der Stadt- leider!)
keinerlei Verwüstungen durch ein Monster wird erleiden müssen.
Nun springt der Film (allerdings gekonnt und nicht verwirrend) zwischen Realität und Traum des Jungen hin- und her, zwischen Bankräuberstory (mit überwiegend dümmlichen Dialogen und ebensolchen, völlig konfus-überdrehten, doch mehr als passabel gespielten Schurken) und Monstererlebnissen (wenig neuen eben), wobei man natürlich vorkommende Logikfehler (wie vor allem das Grössenverhältnis zwischen Minilla und dem Jungen, die etwa gleich gross sind, zu Godzilla beachten sollte- denn demnach ist der Junge auf der Insel halb so gross wie Godzilla; vergleiche Foto der zwei "Kleinen" oben und Foto links) immer auf die Träumereien des Jungen schieben kann. Oder ist damit dem Film zu viel Gutes zugesprochen, und es handelt sich doch nur um eine Form der Unaufmerksamkeit oder des Egal-ismus der Macher?
Daß allerdings das Godzilla-„Outfit“ quasi von Szene zu Szene (unübersehbar also) wechselt, hat dann einfach mit den vielen alten reingeschnittenen Szenen zu tun, war daher nicht vermeidbar, aber daher auch nicht entschuldbar. Immerhin soll es sich ja jeweils um aktuelle Szenen handeln.
Fazit:
Dieser (wohl aus guten Gründen der allgemeinen Ideenlosigkeit) kürzeste Film der gesamten ersten Phase (der aber dafür wohl mein längstes Fazit hat, warum auch immer, oder anders: was ein reines Coveralbum mit zwei Neuaufnahmen eigener alter Hits für eine Band ist, ist dieser Film für die Reihe- gehört halt dazu, hat aber nichts wirklich neues zu bieten) ist durch und durch ein reiner Kinderfilm (der erste und deutlichste der Reihe*) über eine ungewöhnliche Freundschaft und den Mut, den beide Protagonisten sich gegenseitig geben können. Es ist aber kein ernstzunehmender Monsterfilm (bis auf die Ausschnitte aus früheren Filmen).
Der Film fällt absolut
aus der Reihe, hat aber wenigstens
ein wenig
individuellen Charme und wenigstens
zumeist gute (weil zumeist alte) Monsterprügeleien (was ihn dann, sogar trotz des sprechenden Minillas,
auch
vom unseligen „Rückkehr des hässlichsten aller Riesenaffen oder
so“ abhebt).
Die deutsche Synchronisation ist gewollt angelehnt
an die lustigen der 1960er Jahre und treibt das
sogar noch auf eine einsame Spitze.
*
Zwar spielt auch jeweils in „Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster“ (1971) und „King Kong-Dämonen aus dem Weltall“
(1973) ein Kind (beidesmal der selbe Darsteller) eine der
Hauptrollen, in ersterem die besser in die Handlung integrierte, doch
ist es in „Attack All Monsters“ tatsächlich die
(allerdings sympathischere und weniger neunmalkluge als in den späteren Filmen)
Hauptrolle.
Trivia:
Toho-Allroundakteur
Kenji Sahara (der hier kurz, aber prägnant als des Jungen Vater
auftritt) war in einem Interview Jahrzehnte später nur noch in
Erinnerung, daß er während der Dreharbeiten in seiner Rolle einen echten Güterzug
hatte fahren dürfen. Den Film als ganzes hatte er wohl inzwischen
verdrängt.
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