Film 6 (Seite 1): Nun gut, der Affe ist wirklich los, aber sonst...

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Achtung, hier kommt ein Verriss wie es ihn sonst auf dieser Webseite nicht zu lesen gibt!

Zwei Dinge geschehen fast gleichzeitig und lassen für die Menschen nichts gutes erahnen- Godzilla erwacht in dem Eisberg, in dem er seit seinem zweiten Film eingeschlossen (und von der Toho nicht mehr „beschäftigt“ worden) war, und der Riesenaffe King Kong wird von einer Expedition, finanziert von einem Pharmaunternehmen unter der Leitung von Direktor Tako und den Mitarbeitern Osamo und Kinsaburo (auch interessiert an den dortigen roten Beeren, die, wie man auf der Insel erfährt, nicht nur Menschen, sondern auch King Kong in süsse Träume versetzen können), von der Südseensel Faro nach Japan geholt. Das kann alles natürlich nicht gutgehen, nimmt aber schonmal fast die gesamte erste Hälfte des Films ein und "glänzt" durch manch unnötige Szene.
Godzilla greift erstmal die Küstenregion Japans an, kann aber von einem massiven Militäraufgebot vertrieben werden; King Kong befreit sich derweil aus der Gefangenschaft, und hat die Witterung Godzillas bereits aufgenommen. Es kommt zum ersten (im Original Titelgebungs-)kampf, der jedoch schnell wieder vorbei und mehr als enttäuschend unausgegoren-unentschieden, und für den Zuschauer des Films langweilig, gerät. Godzilla verschwindet nun erstmal wieder von der Bildfläche (warum und wohin, wird nicht erklärt, vielleicht hat er versucht, dem weiteren Film zu entkommen).

Godzilla aus dem Eis und der Affe von hinter dem grossen Zaun

King Kong erreicht dann Tokio und trampelt grosse Teile davon kaputt, schnappt sich die hübsche Fumiko (deren Freund Kazuo auch schon die ganze Zeit durch den Film irrt, ihr und den Monstern hinterher) und steigt auf ein (beziehungsweise so etwas wie ein) Hochhaus (ganz nach dem amerikanischen Vorbild). Da sitzt er nun, brummelt vor sich hin, begafft sturzverliebt die kleine Menschin, und alle rätseln, was sie nun tun sollen...
Die echt nicht wirklich aufregende Auflösung gibts auf Seite 2.

King Kong und die (japanische) Frau und oben auf dem Dach (nicht des Empire State Buildings)

Eigentlich fängt man eine Filmbesprechung ja anders und wenigstens in der Inhaltsangabe mit netteren Worten an, aber eigentlich ist eigentlich ja auch ein ziemlich blödes Wort. Und daher mach ich es hier einfach mal so, quasi mit dem Fazit vorab- bei diesem Film (zu der Vorgeschichte siehe hier) wurde das Thema, wie es der Filmtitel vorgibt, in vielerlei Hinsicht verfehlt. Der Film enttäuscht, er animiert sogar schon früh nicht mehr zum längeren Hinsehen und an der Note Sechs schrammt er auch nur deswegen (knapp) vorbei, weil ein kleines bisschen japanischer Monsterfilm-Charme erhalten geblieben ist. Aber eben auch nur ein kleines (kleines) bisschen.
Der Reihe überflüssigster, (sonst meistens Meister-) Regisseur Honda's insgesamt (nicht nur Monsterfilm-) schlechtester und ein geradezu unwürdiges Godzilla-
Comeback (nachdem dessen letzter Leinwandauftritt nun schon über sieben Jahre zurücklag) dazu- das klingt nicht nur arg negativ, das ist es auch. Zudem passt der (Original-) Titel nicht (der Kino-Deutsche vielleicht so gerade noch, aber der heutige schon gar nicht), erstens grundsätzlich nicht, und von der Szenenvielfalt her ebenfalls nicht- und daß der Affe auf den Plakaten um einiges „besser“ aussieht als er es im Film tut, ist geradezu eine Frechheit.
Alles das ist auch in der Originalfassung nicht wirklich anders, trotz der weit längeren Laufzeit, auch unterscheidet sich diese inhaltlich kaum von der amerikanischen Fassung. In der (tatsächlich um mehr Dialog- als um Actionszenen gekürzten) amerikanischen Fassung (auf welcher diesmal die deutsche, auch noch peinlich verulkt-synchronisierte, Fassung vollends basiert) wurden „eigene“ (teils semidokumentarische und alles in allem gar nicht mal sooo schlechte) Szenen hinzugefügt, wodurch hier noch mehr Originalmaterial fehlt, als es die Differenz zur Originallaufzeit ausdrückt.


Von Anfang an ist hier nichts, wie es sein sollte- Godzilla wirkt geradezu gelangweilt und steht mehr glotzend in der Gegend herum als sonstwas; King Kong (in einer Einstellung von hinten kann man den Kostümreissverschluss erkennen) sieht aus wie ein monströser Riesenaffe nicht aussehen sollte, sondern als käme das Kostüm aus der Discountkarnevalsgrabbelkiste (kein Vergleich mit dem amerikanischen „Original“ von 1932, da war wohl das Toho-Geld wegen der Lizenzkosten schon verbraucht); die Tricks in der ersten Hälfte (inklusive des Kong'schen Kampfes gegen Oodako) sind lieblos-mau hergestellt und manche Handlungsteile werden irgendwie nur durch die sinnlosen Weglaufpanikszenen der Menschenhorden verbunden. Aller drei Monster erster Farbfilm ist ein Trauerspiel und die Chance, aus einer vorhandenen guten Idee einen ebensolchen Film zu machen, wurde vertan. Selbst die obligatorische Kritik an der Nutzung der Atombombe (die auch schuld sein soll an King Kong's Grösse) verpufft gegen eine Art von Militärverehrung, wie man sie von Regisseur Honda nie zuvor und niemals wieder ansehen musste.

Es tut fast körperlich weh, den in so einem Film zu sehen...
... aber genauso, den hier überhaupt und so zu sehen

Und noch etwas ging hier daneben, und das will echt was heissen: Natürlich ist Overacting bei diesen Filmen normal und sogar in Ordnung, es passt zu diesen naiven Neuzeitmärchen, in denen die Menschen zumeist ohnehin nur Nebenrollen spielen (sollen), aber selbst das kann man ins unpassend-Bizarre übertreiben. Ein stets wie auf Hardcoredrogen herumhüpfender und wirr lachender Ichirô Arishima als Tako strengt einfach nur an und nervt den Zuschauer wie sonst kein anderer Charakter in der Reihe überhaupt; die (fast nicht aufhörend lange) Darstellung der singenden und tanzenden (und übertrieben primitiv gezeigten) Insulaner ist mindestens fragwürdig, wenn sie nicht sogar zwischen Menschenverachtung und fast einer Art von Lächerlichmachung, die an  Rassismus grenzt, liegt; und Akihiko Hirata (im Original-“Godzilla“ noch der Retter der Menschheit) und Jun Tazaki, sonst beide immer verlässlich-feste Bänke im Schauspielerensemble, zeigen die schlechtesten Leistungen ihrer Karrieren (vielleicht wissend, was sie da mit-veranstalten), zumal sie scheinbar von Handlungsort zu -ort beamen können, nur, um überall ihren (sich dabei wiederholenden) Senf dazuzugeben.

Noch ein Fazit:
So konnte es (trotz riesigem Kassenerfolg dank des Godzilla-Wiedererwachens und des Auftauchens eines legendären Affen) nicht weitergehen, im doppelten Sinne nicht, und zum Glück besann sich die
Toho
auch und liess diesen wirklich blöden Klops, bei dem selbst Komponist Ifukube einen schwarzen Schaffenstag erwischt hat, schnell vergessen.
Jawohl, der Film ist der, nicht nur was die Produktionskosten** angeht, billigste der Reihe.

Trivia:
Das lange Zeit gestreute Gerücht, Honda hätte zwei verschiedene Filmenden inszeniert, eins für die amerikanischen Zuschauer mit King Kong als Sieger im Finale, eins für die japanischen Fans mit Godzilla als Sieger, wurde vor einigen Jahren widerlegt.
 



** OK, "Attack All Monsters" soll laut Toho tatsächlich für noch etwas weniger produziert worden sein, enthält aber auch einiges mehr an altem Material.

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