Schiffbrüchige,
die auf einer von Atombombentests verseuchten Insel (Infant island)
gestrandet waren, weisen wohl dank eines Saftes der Einheimischen
nach ihrer Rettung keinerlei Verstrahlungen auf. Daher beschliessen
die Regierungen von Japan und
(des fiktiven Landes) Roliscia,
welches für die Tests verantwortlich war, eine Expedition zu der
Insel zu entsenden. Anführer der gemeinsamen Expedition ist der
Roliscianer Clark Nelson, der sich schnell als übler Geselle
herausstellt; Teilnehmer unter anderen die Japaner Dr.Chūjō,
Journalist Fukuda und die Fotografin Michi.
Nelson verursacht
schon bald den Abbruch der Expedition- er will von ihm entdeckte,
winzige Zwillingsfeen mit Waffengewalt von der Insel entführen und
gerät so in Konflikt mit den Eingeborenen, die das nicht zulassen
wollen. Nelson lässt den Widerstand der Eingeborenen von seinen
Gefolgsleuten und zum Entsetzen der japanischen Begleiter
zusammenschiessen und entführt die Feen nach Tokio, wo er sie
zwingt, in einer Bühnenshow aufzutreten und (hier
das erste Mal, doch leider nicht das letzte Mal in Film und Reihe)
vor
Publikum
und
zu seinem finanziellen Vorteil zu singen.
Doch
eben dieser (telepathisch übermittelte) Gesang und ein zeitgleiches
Tanzritual der Eingeborenen auf der Innel erwecken das Ungeheuer
Mothra aus ihrem Ei- im Raupenstadium kommt sie nun nach Japan, wo
sie, natürlich
auch durch das Miltär nicht aufhaltbar, Vernichtung verbreitet und
Verwüstungen anrichtet.
Die japanische Regierung fordert die
Freilassung der Feen, doch Nelson flüchtet mit ihnen nach
Roliscia.
In Tokio verpuppt sich die Raupe, und trotz atomarer
Strahlenkanonen gegen sich entschlüpft aus dem gerade mal angekokelten
Kokon die grosse Monstermotte Mothra. Allein mit dem Schlag ihrer
Flügel im Überflug über Tokio macht sie Teile der Stadt dem
Erdboden gleich und hat doch nur ein Ziel vor Augen- Roliscia und den
schändlichen Nelson, um ihre Freundinnen zu befreien...
Welch richtige Entscheidung war das doch, und was für ein fantastisch-phantasievolles Resultat kam heraus, eines, das bis heute ganz oben an der Spitze der gelungensten und schlichtweg besten Monsterfilme (nicht nur aus Japan) steht- ein durch und durch gelungenes Filmspektakel.
War das Monster für diesen Film anfangs noch geplant als eher unansehnlicher, mutierter und farbenunfroher Schmetterling aus der Familie der Trägspinner (allein schon der Name klingt nicht sehr verheissungsvoll), so entwickelte sich das Konzept Mothra noch während der Vorbereitungsphase hin zu einer durchdesignten (zumindest in seiner Endform kunterbunten und fast sympathisch-süssen) Motte. Und so wurde (im Original geschlechtslos, international jedoch) sie auch zu einem der populärsten Monster des Studios, und es sollte nach diesem Film auch nicht lange bis zu ihrem nächsten Auftritt (in diesem sogar auch mit Godzilla dabei) dauern. „Godzilla und die Urweltraupen“ präsentierte Mothra dann bereits zumindest als „gezwungenermassen“ Menschenfreundlich, und letzteres sollte dann auch in ihrer weiteren Zukunft so bleiben.
Bei den kleinen wie auch den grossen Fans hat sich an Mothra's Beliebtheit bis heute nichts geändert, so bekam sie in den 1990er Jahren von der Toho gar eine komplette Solofilmtrilogie „spendiert“, und hat es auch in den 2019er „King Of The Monsters“ (allerdings Computergeneriert und geradezu unvorteilhaft „modernisiert") geschafft.
Der
erste Auftritt Mothra's basiert auf einer an sich schon gelungenen
Geschichte dreier Autoren, die die Toho
als „Mothra und die leuchtenden Feen“ (Original:
„Hakō Yōsei to Mosura“) bereits als Fortsetzungsroman in einer
japanischen Wochenzeitung veröffentlicht hatte, bevor Studiovielschreiber
Sekizawa sich einiger ihrer Elemente „annahm“ und sie für den
Film adaptierte. Heraus kam ein stets gut durchdachtes und schmissig
geschriebenes Horrormärchen, das von Monstermastermind Ishirô Honda
als konsequenter Aktionsreigen inszeniert wurde, der (auch
ungeschnitten) keine Längen und keine Langeweile aufkommen
lässt.
Absolut beeindruckend wird das Spektakel dann, wenn zum Festland gewechselt wird (die hier und da dem Gesamteindruck nicht ebenbürtigen Rückprojektionen mal verzeihend hingenommen)- die Modelltricks sind hier auf ihrem ersten absoluten Höhepunkt. Die bodennahe (weil kriechende) Riesenraupe ermöglichte weitläufigere, damit abwechslungsreichere (nicht mehr nur Innenstadthochhaus-) und auch filigranere Sets, und die Kamera hebt die Genauigkeit und Massstabstreue der Miniaturbauten noch hervor. Das ist nicht mehr nur „Grosses stampft kleines kaputt“ (wogegen ja ebenfalls überhaupt nichts einzuwenden ist), das ist geradezu atemberaubend und schockierend zugleich, eine vorher kaum vorstellbare neue Dimension der Zerstörungsszenerie. Auch die Realisierung der Ein- und Entpuppung Mothra's zur „fertigen“ Riesenmotte verblüfft den Zuschauer, und selbst die „Spielzeugfahrzeuge“ wirken noch eine Spur echter als bis dato in den Filmen.
Als Wermutstropfen muss man ein Problem erwähnen, das die Toho schon in „Rodan...“ davor nicht zur vollen Zufriedenheit des Anschauers hatte lösen können, und das auch in der Zukunft immer wieder auftreten sollte- die Flugszenen des Monsters. Die sind auch hier wieder zumeist allzu abgehackt und wirken unecht bis statisch. Das Puppenspiel ist leider nicht so perfektioniert wie die übrigen Tricks, aber sicher auch nicht so einfach zu machen, wie Menschen in Ganzkörperkostümen durch die Kulissen wandern zu lassen.
Fazit:
Noch so einer, den man gesehen haben muss, noch so einer, der zum Klassiker wurde. Kaijû, wie er eben sein sollte- nur, wenn die Feen anfangen zu singen, sollte man, solange sie's tun, den Ton abschalten; und bei manchem Over-Overacting der Darsteller gnädig grinsen statt sich darüber aufzuregen.
Yūji Koseki hat den wohl insgesamt besten Score der Reihe neben denen von Akira Ifukube komponiert. Eigentlich Komponist für Popmusik (und Stammschreiber für die auch ausserhalb des Filmgenres- man mag es kaum glauben- als „The Peanuts“ erfolgreichen Ito-Zwillinge), kann er auch dramatisches und Actionreiches passend untermalen.