Film 13 (Seite 1): Auf einer Insel, auf der auch viele Menschen böse Monster sind...

Von links: Mothra, Godzilla, Ebirah und oben rechts im Bild der im Film nur kurz mal auftauchende Riesenvogel "Giant Condor"
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Auf der Suche nach Yata, dem verschollenen Bruder von Ryōta Kane, und nach einer Konfrontation mit dem Riesenhummer Ebirah stranden vier zuvor teils eher zufällig zusammengekommene Männer (Ryōta, Yoshimura, Ichino und Nita) auf der abgelegenen und eigentlich unbewohnten Letchi-Insel. Dort werden Ureinwohner der Nachbarinsel Infant Island (der Heimat der Riesenmotte Mothra) gezwungen, für eine mit atomaren Waffen experimentierende, militärische Geheimorganisation namens „Roter Bambus“ zu schuften. Zusammen mit der aus dieser Sklaverei geflüchteten Daivo erwecken sie den in einer Höhle schlafenden Godzilla mit einem selbstgebauten Blitzweiterleiter, um ihn auf die Militärs loszulassen; zur selben Zeit versuchen auf Infant Island die Ureinwohner die Riesenmotte Mothra aus ihrem Schlaf zu holen, damit diese den entführten Menschen zu Hilfe eilen kann (wobei die mich auch hier wieder arg nervenden, singenden Minizwillinge, Mothras Freundinnen, mal wieder in einem Film der Reihe zum Einsatz kommen- zum letzten Mal in der ersten Filmphase). Godzilla gelingt es, sowohl die Anlagen des „Roter Bambus“ in Schutt und Asche zu legen und eine ganze Luftwaffenarmada vom Himmel zu holen, als auch Ebirah auszuschalten. Doch einem der Militärs gelingt es in letzter Sekunde, einen Bombenmechanismus auszulösen- in zwei Stunden wird die Insel explodieren...
Dies war der erste japanische Monsterfilm, bei dem der deutsche Verleih irreführend das „Frankenstein“ in den hiesigen Titel aufnahm, ohne daß es im Originaltitel vorhanden ist, und ohne, daß das ursprünglich einmal damit gemeinte Monster auftaucht oder auch nur erwähnt wird (mehr dazu siehe bei „Erläuterungen"). Wie in den meisten dieser Fälle verzichtete auch hier die deutsche Synchronisation auf jedwede Anspielung auf den Namen „Frankenstein“, womit dieser Titel jeden auch nur ansatzweisen Sinn verliert. „Die Ungeheuer aus dem Meer“ sind hier Godzilla (hier übrigens in der deutschen Fassung originalgetreu „Gotschilla“ ausgesprochen), der ja ursprünglich aus dem Meer kam" und Ebirah, die ja wirklich dauerhaft im Meer lebt.

Godzilla, Monster.
Ebirah, Monster.


Aufgrund des grossen Erfolges ihrer „originalen“ japanischen Monsterfilme war die Toho inzwischen nicht mehr alleine auf dem Monsterfilmmarkt, manch offensichtliche Nachahmung und variierte Monsterfilme anderer Firmen stritten sich mit Toho um die Zuschauergunst, und auch das immer stärker werdende Fernsehen machte den Kinoproduzenten mehr und mehr Kopfzerbrechen. Der direkte Vorgängerfilm („Frankenstein-Zweikampf der Giganten“) war damit der letzte seiner Art, dessen verantwortlichem Regisseur (mit nur zwei Ausnahmen war dies bis dato immer Ishiro Honda gewesen) absolut freie Hand gelassen worden war. Auch bei der Toho schaute man zwar nun ganz genau auf die Entstehung des Werkes und vor allem auf das Budget, war aber trotzdem (oder gerade deshalb) offen für neues, wieder innovatives. im Genre.
Zum Glück fü
r das Studio kam man auf die Idee, für diesen schliesslich wunderbar flott erzählten Film einen „neuen Mann“ seinen ersten Toho-Monsterfilm machen zu lassen- Jun Fukuda, der sein Handwerk bei eben jenem Honda erlernt hatte, und der trotz der erschwerten Bedingungen mit frischem Elan ans Werk ging. Ihm gelang das Kunststück, die Filmreihe trotz des nun herrschenden Drucks von aussen würdig und erfolgreich weiterzuführen und ihr sogar einige neue Impulse zu geben.
So sieht man dem Film nicht an, daß die Umstände sicher schwieriger waren als in den Jahren zuvor (wobei allerdings auffällt, daß es gute fünfzig Minuten bis zum ersten richtigen Monsterkampf dauert), und der Erfolg sorgte dafür, daß sich die
Toho bestätigt fühlte, mit dem, was sie offensichtlich am besten konnte, fortzufahren.
Fukuda brachte den (besonderen und manchmal eigenwilligen und, Trash hin oder her, durchaus gewollten) Humor in die Filmreihe. Im Gegensatz zu Honda, der immer darauf bedacht gewesen war, die absolute Ernsthaftigkeit seiner Filme hervorzuheben (bei aller logischen Naivität der Stoffe), liess der „Neue“ dem Zuschauer Gelegenheit, wenigstens ab und an ein (befreiendes) Lächeln loszuwerden, was Fukuda schon mit seinem nächsten Genrefilm („Frankensteins Monster jagen Godzillas Sohn“) auf die Spitze treiben sollte. Hier ist es noch dezent und nur als auflockerndes Element vorhanden, insbesondere eine recht spezielle „Kampfszene mit Steinen“ zwischen Godzilla und Ebirah ragt heraus (und erinnert an ein Fussballspiel inklusive Kopfballduell).
Durch die Vermischung zweier Haupthandlungsstränge aus unterschiedlichen Genres, zum einen dem gewohnten Phantasy- und Monsterelement, und zum anderen der Auseinandersetzung zwischen den guten und den bösen Menschen (quasi dem Agenten-/Abenteuergenre entliehen), wird dem Film noch zusätzlich eine besondere Note verliehen. Die menschlichen Figuren gewinnen an Tiefe (obwohl sie in diesem Film ordentlich herumgejagt und durch die Gegend gehetzt werden, so daß sie kaum mal zur Ruhe kommen) und sind nicht mehr nur, wie manchesmal zuvor, eher Monster-Staffage (Kumi Mizuno kann dabei besonders überzeugen, sie erinnert mit ihrer stets starken Präsenz an die oft in ähnlichen- und leider zu oft in kleineren- Rollen eingesetzte Engländerin Caroline Munro, und ist noch dazu auch genauso hübsch anzusehen).

Soldaten, auch nicht wirklich besser.
Mothra, endlich wach...

Die Monsterszenen sind beeindruckend (vor allem die, die im und am Wasser spielen- seit dem ersten „Godzilla“ 1954 hatte man sich nicht mehr an Unterwasserszenen herangetraut) und allesamt wieder tricktechnisch (besonders für die damalige Zeit) vom Feinsten. Auch, wenn im grossen Rahmen lediglich Godzilla und Ebirah (erst spät noch Mothra) aufeinander losgehen, ist das episch inszeniert, und die „überschaubare“ Monsteranzahl durchaus ein Gewinn für den Film. Es gibt für den geneigten Freund letztlich (nach dem späten Kampfbeginn) auch von der Quantität der Kämpfe (und Miniaturmodellvernichtungen, herausragend: wenn Godzilla das gesamte Lager der Soldaten dem Erdboden gleichmacht) her nicht viel auszusetzen.
Sicher wäre es noch interessant gewesen, hätte
Toho schon für diesen Film die Lizenz (die man Anfang der sechziger Jahre bereits besessen hatte, erneut) erhalten, King Kong mit in den Film einzubauen. Die nötigen Rechte aus den USA erhielt man jedoch erst nach Beendigung der Dreharbeiten zu diesem Film, und so kam der Riesenaffe erst im darauffolgenden Jahr zu der Ehre, erneut in einem Film der Japaner (wieder unter Ishirō Honda’s Regie) mitwirken zu dürfen. Aber auch Jun Fukuda würde später noch zumindest „mit dem Namen“ arbeiten können.
...hat sich ja auch lange genug
bitten lassen.
Fazit:
Ein absoluter Monster-gegen-Monster-gegen-Menschen-gegen-Monster-Knallerfilm, dank überdurchschnittlicher Darstellerleistungen mit gelungenen Durchschnaufmomenten, und ein weiteres Highlight der Reihe. Sollte man nicht auslassen, zumal Ton und Bild bis heute brilliant erhalten geblieben sind.
Die deutsche Synchronisation ist ebenfalls fehlerfrei und geradezu erstaunlich auf den Punkt.
 
Kleiner Logikfehler: Wird Godzilla erst durch (den durch einen Blitz erzeugten) Strom erweckt, bereitet ihm später der Strom, der durch die Oberleitungen der Militärbasis fliesst, sichtbar grosse Schmerzen. 

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