In der endlosen Weite der Arktis versucht der zwar hochintelligente, aber offenbar doch recht wahnsinnige und nach der Weltherrschaft strebende Doktor Who (im Original: Fū; Foto links) ein (fiktives) hochradioaktives Element namens "X" zu gewinnen- im Auftrag der für einen ungenannten Staat arbeitenden "Madame X". Trotz der Hilfe durch seinen gigantischen Roboter Mechani-Kong (den er nach Vorbild des King Kong erbauen liess) gelingt dies eher schlecht als recht (das arg nervig piepende Element stört des mechanischen Ungetüms Gehorsam), und so lässt Dr.Who den echten King Kong (hier weitaus besser aussehend als im Langweiler "Die Rückkehr des King Kong") von dessen Heimatinsel (die hier, anders als in „Die Rückkehr...“, Mondo Island heisst, und wo Kong zuvor noch einen Gorosaurus und eine riesige Seeschlange erledigt hat), und noch drei Menschen (die im Auftrag der UNO tätigen Nelson, Nomura und Susan Watson), die sich mit dem haarigen Ungetüm aufgrund einer vorherigen Begegnung bereits gut auskennen (Susan kann den Riesenaffen gar beruhigen und beeinflussen) dazu, kidnappen und zu sich bringen. Leider geht (auch) das nicht lange nach Who's Willen gut, und die Geiseln können mitsamt King Kong entkommen. Wutentbrannt folgt ihnen der Doktor mitsamt seines mechanischen Riesen nach Tokio…
Die Toho-Reihe war inzwischen grösstenteils von ihrer anfänglichen (auch ab und an bemühten) Ernsthaftigkeit und ihrer Düsternis abgerückt, die sie sich lange trotz der zwangsläufig vollkommen utopischen Stoffe immer versucht hatte, zu bewahren. Der riesige Erfolg, nicht nur an den japanischen Kinokassen, sondern weltweit, hatte dazu geführt, daß vor allem jugendliche Zuschauer angesprochen werden sollten, und damit einfach eine grössere Zielgruppe, die natürlich mehr Geld in die Kassen spülte. Eine Entwicklung, die vor allem Ishirō Honda, der schon den allerersten „Godzilla“ 1954 in Szene gesetzt hatte, nicht gefiel. Dennoch- weil ihm schlichtweg als angestellter Regisseur des Studios keine andere Wahl blieb, wollte er nicht andere Projekte seinerseits gefährden- war es nun an ihm, einen Film abzuliefern, der dem aktuellen Studiotrend folgte. Zum Glück merkt man dem Film nur an sehr wenigen Stellen an, daß er als reine Auftragsarbeit an Honda gelten muss, und der Regisseur ist trotz seiner Bedenken (und seiner wahrscheinlich geringen Lust) mit von ihm gewohnter Professionalität an die Sache herangegangen. Letztlich konnte er (auch in überdurchschnittlicher Originallänge) beweisen, daß auch er (und das mit relativ wenig Monstern, zumal sowohl Gorosaurus als auch die Seeschlange schnell wieder von King Kong aus dem Film raus-geprügelt sind) reinen jugendfrei-radauhaften Krach abzuliefern in der Lage war, und präsentierte hiermit zugleich den wohl unbestritten besten menschlichen Schurken der gesamten Reihe (der es sogar schafft, in dieser Besprechung noch vor den „normalen“ Monstern gelobt zu werden).
Eisei Amamoto's Auftritte zählen einfach zu den Höhepunkten des Films, zwischen teuflisch grinsendem grauhaarigem Gentleman-Gangster und gruselig-verdorben-menschenverachtend und zu jeder Schandtat bereit, kann er alle Register des Schurkentums ziehen und wunderbar darstellen. Lange kann er auch immer noch einen Trumpf aus dem Ärmel ziehen und daß er über Leichen geht (auch über die seiner Gesellen) versteht sich wohl von selbst- da kann kein Militär oder Grossindustrieller, die zuvor die „Bösen“ hatten abgeben müssen, mithalten, und auch tatsächlich keine in der Reihe nachfolgender ausserirdischen Invasoren.
Im monströsen Mittelpunkt des Films steht die Auseinandersetzung der beiden Kong's (die Nutzung des Namens hatte die Toho sehr viel Geld gekostet, und dennoch wiederholte man dies danach in keinem weiteren Originaltitel mehr- wohingegen die deutschen Titelvergeber daran immer mal wieder Spass hatten, und sie hier vollkommen blödsinnig auch den so heiss von ihnen geliebten „Frankenstein“ mit reinverwursteten- mal wieder ohne daß dies in der Synchronisation irgendwie erklärt werden würde). Man ahnt von Beginn an, daß es natürlich auf einen finalen Kampf (quasi zwischen „Technik“ und „Natur“) hinausläuft, und dem auch als ganzes abwechslungsreichem Drehbuch gelingt es, die Spannung dahin durchgehend aufrechtzuerhalten (auch durch die sehenswerten Scharmützel zuvor), was den Film zu einem der gelungensten Toho-„Duell“-Filme der Sechziger Jahre macht.
Interessant ist auch, daß der lebendige Kong hier nahezu als ein Menschenmöger dargestellt wird, der deutlich Kollateralschäden vermeidet und umgeht, wozu ein „Godzilla“ (selbst, wenn er auf Seiten der Menschen steht) zumeist nicht unbedingt in der Lage ist. Damit entfällt in diesem Film auch die Notwendigkeit, daß das Militär sich grossartig einmischt, das machen die beiden Monster alles unter sich aus. Den bekennenden Militärkritiker Honda mag genau das am Filmkonzept nicht gestört haben (Kritik an der Nutzung der Atomkraft war in diesem Film ja nicht unterzubringen).
Bei den menschlichen Darstellern gibt es neben dem grossartigen Amamoto (ja, die Wiederholung sei gestattet) Licht und Schatten. Rhodes Reason ist ein umherwatschelnder mimischer und überhaupt Totalausfall (genauso wie die Rolle, die man durchaus hätte einfach weglassen können); Linda Miller ist zwar kein schauspielerisches Schwergewicht, spielt aber so locker-charmant, daß man das gerne verzeiht (und reisst, zugegeben, viel mit ihrer Optik heraus); die im gleichen Jahr auch als Bond-Girl („Du lebst nur zweimal“) in Erscheinung getretene Mie Hama als Bösewichtin spielt ihren Part überzeugender und punktet enorm mit ihrer oft an Kumi Mizuno erinnernden Ausstrahlung; der begabte Akira Takarada fällt hier leider kaum auf.
Fazit:
Der Film ist ein flott ablaufendes, kunterbuntes Stück Unterhaltung mit ein paar gelungenen Humorsprüchen (obwohl in Deutschland um satte Zwanzig Minuten gekürzt, was an wenigen Stellen, weil holprig geschnitten, auch auffällt), die Tricks sind überdurchschnittlich wie auch die Miniaturmodelle (zum Beispiel ein Luftkissenboot) zu überzeugen wissen. Die Hintergründe (das Matte Painting) allerdings ist dann doch etwas schlampig ausgearbeitet (Grosse Ausnahme: das Polarlicht), was insbesondere durch das dunkle Bild auffällt. Farben und Schärfe sind soweit ok, doch insgesamt ist die Qualität heutiger Veröffentlichungen nicht hundertprozentig erhalten geblieben- ein Mastering täte mal Not, ein wenig zumindest auch beim Ton.
Die Musik von Toho-Hauskomponist Ifukube muss sich nur wenig hinter seinem absoluten Meisterscore zu „…und die Monster aus dem All“ verstecken, und kann auch ohne Bilder genossen werden.
Die deutsche Synchronisation ist top besetzt und (wenn auch sicher nicht komplett am Original dran) zumeist mit guten Dialogen und verzichtend auf sonst nervende allzu platte Gags.
Auch hier wieder genutzt- die Szene mit Affe und Frau (Linda Miller) |
Einen inhaltlichen Bezug zu „Die Rückkehr des King Kong“ gibt es nicht, auch nicht in Anspielungen (zumindest in der deutschen Version nicht).
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