Film 23 (Seite 1): Finale (mit spätem, aber tollem) Grande!

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Im pazifischen Ozean auf der Suche nach Teilen des von Godzilla zerstörten Alien-Roboters Mechagodzilla (siehe Vorgängerfilm), wird ein japanisches U-Boot von der überdimensionalen Flosse des Unterseegiganten Titanosaurus in zwei Teile zerbrochen. Titanosaurus (Nach längerer Zeit mal wieder ein „natürlich aussehendes“ Toho-Monster, der später gegen Godzilla auch gern boxen und ihm in die Nase beissen wird, und manchmal einen Schrei, wie, als ob er lachen würde, von sich gibt) steht unter der Kontrolle des menschenhassenden Dr.Mafune (ein grossartig aufspielender, diesmal böser und auf alt getrimmter Akihiko Hirata, im allerersten „Godzilla“ noch der Retter der Menschheit), der ihn einst entdeckte, doch den seine Kollegen nicht ernst nahmen und von der Universität verwiesen (weshalb er so sauer auf seine eigene Spezies ist).
Mafune verbündet sich mit den (aus dem Vorgängerfilm bekannten) Aliens vom Planeten „Black Hole“
*, die inzwischen Mechagodzilla in etwas neuer Gestalt aufleben lassen wollen (beziehungsweise hier dann doch recht lange dafür brauchen, bis er wieder auf die Erde losgelassen werden kann), und die noch immer versessen darauf sind, die Erde in ihre Gewalt zu bringen. Recht spät im Film taucht dann auch endlich Godzilla auf, denn nur mit ihm gemeinsam haben die Menschen eine realistische Chance, wieder heil aus dem Unheil herauszukommen...


* Eine Rückblende im Film erweckt den (inhaltlich völlig falschen) Eindruck, es wären (ebenfalls) die gleichen Aliens, die in „Frankenstein und die Monster aus dem All“ die Erde mit Hilfe der Monster erobern wollten- vielleicht wollte man einfach nur noch ein paar Monster mehr zeigen.

Verbreitet zwar Angst und Explosionen, ist aber allzu lang allein auf weiter Flur: Titanosaurus mit der Punkfrisur.
Ein fast fünf Minuten langes „Best Of“ (nicht nur aus dem Vorgänger) eröffnet das Treiben, und zeigt somit gleich die eine, aber leider grosse Schwäche des Films- er vernachlässsigt danach (zu) lange die doch eigentlichen „Stars“, die (diesmal im Einsatz befindlichen) Monster, und konzentriert sich daneben auch (zu) lange mehr auf den Science Fiction-Inhalt (ein Schelm, wer böses dabei denkt, war doch Regisseur Honda erklärtermassen lieber der Science Fiction als dem Monstergenre zugetan, trotz vieler Arbeiten auch und gerade in zweiterem). Warum er, nach längerer Toho-Pause und dazu in letzter Minute, überhaupt hier als Regisseur quasi einsprang, ist nicht bekannt, und ob die weiteren, zumeist jedoch kleinen „Schnitzer“ an seiner eventuell mangelnden Motivation lagen, ebenfalls nicht. Daß er von vielen lange vermisste, konsequent durchdachte und durchgezogene (typisch Honda'sche) Ernsthaftigkeit (meist auch in den Kampfszenen) in die Reihe zurückbrachte, bleibt ein grosser Verdienst, der viel ausgleicht (woran sich sogar die deutsche Synchronisation ein Beispiel nahm und manchesmal gern genutztes Dummgelaber diesmal unterliess). Erstmals seit „Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster“ wurde auch Umweltverschmutzung und die Ausbeutung unseres Planeten durch den Menschen wieder thematisiert und auch ansatzweise für Titanosaurus' Handeln verantwortlich gemacht.

Als einer der nur drei
echten Fortsetzungsfilme in der Toho-Reihe (Siehe hier- zw
ar gab es immer mal wieder Parallelen in den Handlungen, und das wiederholte Auftauchen der gleichen Monster war nicht nur üblich, sondern ohne Frage auch beliebt beim Publikum) ist dieser Film der Abschluss der ersten Phase und Godzillas 15.und letzter Leinwandauftritt bis 1984 (das langweilige quasi-Remake zu Film Eins, „Die Rückkehr des Godzilla“) und bis 2004 (der Monstermassenaufmarsch „Godzilla-Final Wars“) gar sein letzter als Freund und Helfer der Menschheit.
Wohl auch massive Geldprobleme des Studios, die sich in den letzten Jahren auch auf die Budgets ausgewirkt hatten, waren Grund für das (vorläufige) Ende der Reihe (wobei tatsächlich eine weitere Fortsetzung zwar nicht terminiert, aber offiziell schon damals direkt angekündigt worden war), doch es hatte gerade in den Siebzigern durchaus einige im Gesamtvergleich künstlerisch schwächere Filme und solche mit stark rückläufigen Zuschauerzahlen gegeben. Die Entscheidung, keine weiteren Monsterfilme zu produzieren, war aus Sicht des Studios daher in jeder Hinsicht nur logisch und nachvollziehbar. Ishirō Honda nahm mit diesem Film ebenfalls Abschied vom Genre und sollte nie wieder einen Monsterfilm drehen,
Als Zuschauer (vor allem als geneigter, regelmässiger) nimmt man „Abschied“ mit eher weinenden Augen, vor allem, wenn man weiss, daß die filmische Qualität und vor allem die immer wieder so herrliche Liebenswürdigkeit der ersten Phase später (ab 1984) nicht mehr erreicht werden sollte. Bessere (und auch brutalere) Tricktechnik und zumeist
übertrieben-„erwachsenere“ Stoffe hin oder her- das besondere Flair der ersten Phase blieb einmalig, ihr Charme unerreicht, ihre Originalitäten unübertroffen- bei allem, was auch mal nicht so gelungen war.

Woran lange gebaut wird, wird besonders stinkig: Mechagodzilla, der Zweite.
Zum Glück wieder auf Menschenseite: Godzilla.
„Die Brut...“ bringt trotz aller Sparmassnahmen (man vergleiche allein das Hauptquartier der Aliens mit dem aus dem Vorgängerfilm und übersehe bitte gnädig die schlampigen Rückprojektionen) etwas spät zwar, aber immerhin, vor allem noch einmal zum Vorschein, was zu den besonders liebgewonnenen und geschätzten Merkmalen der Toho-Monsterwerke (der ersten Phase) gehörte und was noch heute kein computergenerierter Supermegaechtaussehender Effekt übertreffen kann: detailreiche Modellbauten, durch die Männer in Ganzkörpermonsterkostümen stampfen (hier sogar lebensnah mit flüssigen Bewegungen) und diese kaputttreten; Explosionen (auch mal einfach so, ohne wirklichen Auslöser) vom Feinsten; eine Story, der einfach zu folgen ist (wie geschrieben, ohne Ironie oder Spässe) und ein Gesamteindruck ein bisschen wie hochprofessionelles Puppentheater. Zum Gernhaben und Gernsehen eben, ein vergnüglich-kurzweilig-unterhaltsamer Aktionsspass, der im besten Sinne unterhält.

Dazu gibt es neben (endlich mal wieder neuer) Bombast- bis Herzschmerzmusik (inklusive tränentreibendem Endthema) von Meister Ifukube auch noch weitere (ebenfalls überzeugend gespielte) interessante Menschencharaktere (vor allem die originelle Mischung macht's)- neben Hirata's kauzig-schurkischem Menschenverräter seine zwar zu unglaubwürdig böse, weil immer zu brave, Tochter; einen tollen Alienoberboss, der nicht einmal gegen seine eigenen Leute Skrupel kennt, nebst seinem Hipsterchefassistenten; und zwei aus dem üblichen Rahmen fallende Helden, den gern tollpatschigen Biologen Ichinose und den den Dingen stets verlässlich hinterherlaufenden Interpolpolizisten Murakoshi.



Fazit:
Der wohl düsterste, solide gemachte, insgesamt aber da und dort etwas unausgegorene und ein paar Mal seltsam abrupt geschnittene (man wird vor allem nicht immer ganz schlau aus dem Verhalten von Mafune's Tochter, die dafür aber die erste, kurze „Oben Ohne“-Szene in einem Film der Reihe hat), zum Abschluss.
Wirklich „würdig“ hätte man insgesamt durchaus noch einen Ticken besser hinbekommen
können, unter den damals gegebenen Umständen jedoch akzeptabel und definitiv ein „Schade, daß es vorbei ist“ und kein „War schon überfällig, aufzuhören“. 

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